Spezialkinderheim Karl-Marx-Stadt Geschwister Scholl

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  • als erstes - ich bitte um korrektur der thread-überschrift.


    es gab keinen "jugendwerkhof geschwister scholl karl-marx-stadt".


    ABER - es gab ein "SPEZIALKINDERHEIM geschwister scholl karl-marx-stadt".
    ich muss es wissen, denn ich war da weggesperrt von 1978 bis 1981.


    die genaue adresse lautete damals im übrigen:
    SKH "geschwister scholl"
    annaberger strasse 487
    9075 karl-marx-stadt



    so, nachdem das "geklärt" ist, bin ich wohl der erste, der hier einen beitrag dazu veröffentlicht.


    soweit ich mich erinnere - immerhin sind ja nun schon fast 3 jahrzehnte ins land gegangen - hieß meine "gruppe" da "sonnenbanner", genau weiß ichs nicht mal mehr, da ich bisher recht gut klar kam mit meinem instinktiven persönlichen "verdrängungsmechanismus".
    klar, man erinnert sich ungern an diese zeit, an ereignisse, die mehr als unschön waren und an menschen, die sich "erzieher" nannten und man sich später gefragt hat, worin bestand überhaupt diese deren "erziehung"?!


    ich habe bisher nur einen einzigen menschen aus dieser zeit wiedergetroffen - ums genau zu machen eigentlich kreuzte er zweimal mein leben.
    ich erinnere mich nur noch an seinen familiennamen und daran, das er aus rostock kam.
    KADDATZ hier er, war ein insasse unserer/meiner "parallelgruppe" - glaube mich zu erinnern, dass diese den namen "aufbau" trug.


    insgesamt muss ich erwähnen, das ich durch den doch langen zeitlich bedingten abstand selbst manchmal bemerke, das ich wohl "erinnerungen" teils vermischt zuordne, sollte ich also zb. in der bennenung der damaligen gruppennamen nen "fehler" drin haben, korrigiere das bitte jemand, der ebenfalls im SKH geschwister scholl gewesen ist zu dieser zeit.


    jedenfalls hat der "kaddatz" meine erinnerungen nie verlassen, weil ich ihn nach meiner SKH-zeit dann zum zweiten male im gleichen jugendwerkhof wiedertraf, in dem er und ich wieder eine gemeinsame zeit verbrachten.
    das dritte mal liefen wir uns über den weg, als ich zwischen 1985 und 1986 als soldat der "NVA" in rostock stationiert war.
    dort staunte ich nicht schlecht, als mir der "unteroffizier kaddatz" über den weg lief.
    man erkannte sich eigentlich sofort und wieder verbrachten wir fast ein anderhalbes jahr zusammen, waren zeitgleiche "entlassungskandidaten" für oktober 86, diesen zeitpunkt hat der "kaddatz" aber nicht mehr erlebt.
    irgendwann im august 86 nachts auf wache im munitionslager bei rostock hat er sich erschossen.
    er hatte im dunklen ein volles magazin seiner dienstwaffe verloren, es war nicht wieder auffindbar auf dem waldboden zwischen bäumen und sträuchern.
    auf verlust von waffen- und munitionsteilen stand unweigerlich "gefängnis" - als soldat der NVA bedeutete das, man kam nach schwedt an die oder in das wohl berüchtigste militärgefängnis der damaligen DDR, über das heute kaum etwas bekannt ist.
    wer da einmal war, kam entweder nie wieder oder aber als fürs leben gebrochener mensch.
    davor hatte der "kaddatz" als damals anfang zwanzigjähriger wohl solche angst, das er beschloss, sich das leben zu nehmen.


    ihn werde ich auf jeden fall immer in erinnerung behalten - der gemeinsamen zeiten wegen, gemeinsam erlebtem wegen.


    dann geistern mir noch zwei namen durchs gedächtnis aus zeiten meiner heim- bzw. jugendwerkhofzeit, die ich nicht vergessen kann.
    der eine gehört zu einem berliner, "francois heymann" - der andere hieß mit nachnamen "pfüller" und kam aus der damals karl-marx-städter ecke. pierre hieß er wohl mit vornamen.
    beide ordne ich heute meiner SKH-zeit zu.


    dann erinnere ich mich noch an die "schulzeit" im heim - grundfächerunterricht gabs in der heimeigenen schule, chemie und biologie wurde in der harthauer schule unterrichtet, genauso nutzen wir zum sportunterricht deren turnhalle.
    dann gabs draußen vor dem fenster unseres "schlafsaales" noch die alte, verrottete heimgärtnerei mit ihren kaputten gewächshäusern, den waschraum im kellergeschoss, dessen abfluss immer verstopft war und fürchterlich gestunken hat und wird nachm "duschtag" dann das im waschraum stehende wasser vom boden mit kehrschaufeln und eimer beseitigen mussten ... dann gabs im heimgelände das alte freibad, was zu meiner zeit schon wegen baufälligkeit gesperrt war ... und nen hausmeister namens unger.
    ein drolliger kauz, nicht der hellste, aber dafür einer der wenigen netten "heimangestellten", die für uns heimkinder auch mal `n gutes wort hatten.
    zu meiner zeit hieß der heimdirektor "wittig" oder "weiße" - genau erinnere ich mich nicht mehr.
    ein kleines männlein mit einem seltsamen haarschnitt.
    einer der erzieher unserer gruppe hieß "krupka" - hier erinnere ich mich noch genau, das wir (für ihn wars ne art "belobigung", die er uns zuerkannte) für ihn sein verwildertes gartengrundstück beräumen und alles wieder in ordnung bringen mussten. "lohn der arbeit" = ne kanne tee und ein paar geschmierte brote.
    ich erinnere mich aber auch an die tage in der zelle, an backpfeifen, an an-den-ohren-ziehen, essensentzug, im-gang-strafe-stehen über stunden (vor allem nachts bis zur erschöpfung), "kollektivstrafen", die nichts anderes waren als die ganze gruppe für eine verfehlung eines einelnen zu bestrafen und dann als "erzieher" den raum zu verlassen, damit die restliche gruppe über betreffenden herfallen konnte. so war man dann "fein raus" als "erzieher" - man hatte nichts gehört und gesehen.
    ich erinnere mich an verbrachte "weihnachten" ohne familie, an geburstage, von denen kaum einer notiz nahm, an zeiten, wo man als "pupertierender jugendlicher" keinen ansprechpartner hatte für all die kleinen "probleme des lebens" ...


    3 jahre meiner kindheit, an die ich mich eigentlich nie wieder erinnern wollte.


    deshalb finde ichs irgendwo nur fair, wenn man heute drüber nachdenkt, diese zeiten zu entschädigen.
    denn wer als kind in solche "erziehungseinrichtungen" verbracht und weggesperrt wurde, hatte fast immer eine weitere "karriere" vor sich, die bei mir dann damit endete, das ich anfang 1982 wiederum bekanntschaft mit dem so "tollen sozialistischen erziehungssystem der DDR" machen durfte - in form des jugendwerkhofs "neues leben" in gerswald, kreis templin im damaligen bezirk neubrandenburg.
    aber das ist wohl eine andere geschichte ...


    würde mich freuen, wenn sich vielleicht irgendjemand aus meiner SKH-zeit irgendwann hier her verirrt und meine erinnerungen vervollständigt und ergänzt.
    31 jahre abstand von all dem ganzen - da darf man manche erinnerungen "vergessen" haben.


    micha

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