Beiträge von conan

    Die Leute denken sich um so mehr, je mehr über diese Einrichtung geschwiegen wird. Wenn die Existenz von dem Träger dieser Einrichtung sogar ganz verschwiegen wird, ist das schon sehr verdächtig.
    Es geht ja nicht um den Ortsnamen Wixhausen, so heißt der Ort heute ja immer noch, sondern um die Erziehungsanstalt Aumühle. Vielleicht hat ja doch der ein oder andere das Bedürfnis darüber zu reden. Dann erst beweisen zu müssen, daß es diese Anstalt überhaupt gegeben hat, geht ja wohl gar nicht.

    Ich weiß nicht, wieso du darauf kommst, die Existenz dieses Kinderheims beweisen zu müssen. Ich frage mich, ob ich Schuld daran bin. Vielleicht, weil ich geschrieben habe, dass es mich an den Roman von Ottfried Preussler "Krabat" erinnert? In dem Roman geht es um Waisenjungen die eine Lehre in einer Mühle bei einem grausamen Meister absolvieren.
    Mich hat einfach nur der Name "Aumühle" und die Tatsache, daß auch diese Jungen u. a. in einer Mühle beschäftigt waren, an diese Geschichte erinnert.
    Damit wollte ich allerdings nicht sagen, dass ich die Existenz dieses Kinderheims für einen Roman halte.
    Auch hier im Forum ist dieses Kinderheim bekannt und es ist in der Liste "Kinderheime von A - Z" unter Darmstadt Wixhausen zu finden.

    Wixhausen klingt lustig. Kein Grund um sich zu schämen. Wer da wohl der größte Wixer im Ort war?
    Der Name der Erziehungsanstalt "Aumühle" erinnert mich ein bisschen an den Roman von Otfried Preussler "Krabat".
    Richtig klasse finde ich den Aumühlsong. In meinem Heim in Neukirchen - Vluyn kursierten ähnliche Spottgedichte und - lieder. Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre hatte ich auch so einen Lump als Heimleiter. Damals habe ich allerdings geglaubt er sei Gott. Warum weiß ich nicht. Weil er so aussah, wie man sich als Kind eben Gott vorstellt, oder weil er sich wie der Allmächtige verhalten hat, oder vielleicht, weil er sich mit "Vater" anreden ließ? Auf jeden Fall hatte ich Todesangst vor ihm, und ich habe mir in dieser Zeit oft gewünscht, nie auf die Welt gekommen zu sein.
    Zeitgleich mit meiner Einschulung kam ich in eine Gruppe zu den älteren Kindern.
    Mein erstes Licht damals war meine Leselernfibel aus der Schule. Darin ging es um eine ganz normale Familie, die in einem normalen Haus wohnten und anscheinend den ganzen Tag so schöne Sachen machten wie schwimmen gehen oder Ball spielen. Ich habe mich immer in diese Welt hinein geträumt.
    Mein zweites Licht waren allerdings die älteren Kinder in meiner Gruppe Sie waren sehr talentiert sich Spottgedichte und - lieder über unseren Heimleiter auszudenken und konnten sich stundenlang über ihn lustig machen. Ich habe mich als Kind gekringelt vor Lachen. Den Kindern bin ich heute noch dankbar, dass sie mich auf diese Art und Weise aus meinem Albtraum vom Heimleiter als unantastbaren Gottvater herausgeholt haben.
    Der Aumühlsong hat sicher in ähnlicher Weise seinen Zweck erfüllt. Also die Erkenntnis, daß nicht nur die Heiminsassen zu den Schwererziehbaren gehören, sondern eben auch die "da oben", denn die gehören eigentlich in den Knast.

    Also regulär wird man mit 6 eingeschult. Bis 21 wären das dann 15 Jahre. Was wurde in den ganzen Jahren (abzüglich 8/10 Jahre Schule) gemacht um mit 21 festzustellen, das mir mit 21 keiner hilft?
    Wie bereits erwähnt, für mich klingt das nicht schlüssig. Hier fehlen einfach mal 5 bis 7 Jahre in der Rechnung.


    Ich war 1978 in einem Heim, in dem die Mädchen bis Mitte der 70er Jahre ausschließlich auf ihre spätere Rolle als Hausfrau vorbereitet wurden. Die Arbeiten, die sie während ihrer Heimzeit verrichten mussten, wurden nur gering entlohnt und dienten hauptsächlich zur Mitfinanzierung ihres Heimaufenthaltes.

    Volljährigkeit mit 18 wurde erst am 01. 01. 75 eingeführt.
    Als die geburtenstarken Jahrgänge einen Ausbildungsplatz suchten, reichte die Anzahl der Ausbildungsplätze nicht für alle. Die Jugendlichen hatten dann die Pflicht bis zum 18.Lebensjahr andere Schulen zu besuchen. Eine Ausbildungsgarantie hätte sicher manch einem weitergeholfen.


    Ist kein Vorwurf, aber wie gesagt, ich kann deiner Logik irgendwie nicht folgen.


    Übersetzt heißt das,ich habe daran geglaubt mit Berufsausbildung und Beruf aus meiner Kinderkacke rauszukommen, aber irgendwann gemerkt, dass das nicht möglich ist. Ich bin während meiner Kinderheimzeit psychisch erkrankt und solche Erkrankungen haben auch ihre Macht, kosten Kraft und machen es oft auch unmöglich einen normalen Arbeitsalltag auszuhalten. Ich bin zur Zeit arbeitslos und irgendwo da, wo ich mal angefangen habe. Logisch finde ich es im nachhinein schon und auch realistischer.
    Andere in dem Sinne logisch nachvollziehen zu wollen, ist wohl immer schwierig, weil man dessen Leben eben nicht gelebt hat.

    Ich war als Kind schon immer sehr gut in der Schule und habe eigentlich immer daran geglaubt, dass der Weg aus meinen schwierigen Lebensverhältnissen genau über Schule und Ausbildung geht. Nach meinem Fachabitur habe ich eine Ausbildung zur Konditorin gemacht und anschließend noch ein Studium im Fach Ernährung und Hauswirtschaft (FH) drangehaengt, welches ich auch mit superguten Noten abgeschlossen habe.
    Aus meiner schweren Depression, die mich seit Kindertagen begleitet hat, bin ich allerdings dadurch nicht herausgekommen, sondern eher noch weiter reingerutscht, eigentlich sogar sozusagen bis unten zum Anschlag. Der Arzt, den ich während meines Studiums hatte, hat mir meine Depression überhaupt nicht geglaubt. Depression und gute Noten, das passte für ihn einfach nicht zusammen. Dabei war Lernen gerade für mich eine willkommene Ablenkung von meinen Problemen und auch von der Erinnerung an meine Kindheit. Sicher eine gute Ausbildung ist heutzutage sehr wichtig, man kann auf eigenen Beinen stehen. Es ist aber auch nicht alles.
    Ich wurde als Kind schwer misshandelt und auch viel gehänselt, wegen meiner behinderten Mutter. Das ist in mir drin und manchmal muss ich mich noch heute übergeben, wenn ich daran denke. Kotzgefühle, die mich praktisch jeden Tag begleiten. Alles ignorieren und leben als wäre nichts passiert, funktioniert eben auch nicht so einfach. Heute stelle ich zumindest nicht mehr so hohe Ansprüche an mich, ich muss auch nicht das Vorzeigeheimkind sein, daß es trotz aller widriger Umstände zu etwas gebracht hat. Heute gebe ich mir das Recht es eben nicht geschafft zu haben,was ich irgendwie auch logischer finde.


    Da gebe ich swinny recht. Das Ansehen von (ehem.) Heimkindern aus der Sicht der Westdeutschen? Lügenkinder, Klaukinder, Abschaum.

    Hallo Martin MITCHELL
    Ich habe keinen PC sondern nur ein Smartphone. Es hat zwar lange gedauert, aber heute bin ich endlich dahinter gekommen, wie man die Hintergrundfarbe des Bildschirms bzw. den Stil auch auf dem Smartphone ändern kann. Man geht auf die Seite Forum oder Dashboard und klickt rechts oben auf das 3-Punkte-Menue. Desktopwebsite anklicken und dann funktioniert es genauso, wie du es erklärt hast. Rechts unten, links neben dem Datum, steht dann auch auf dem Smartphone "Stil ändern ".
    Find ich super. Vielen Dank. :)

    Ich habe im alten Forum das Problem, dass behauptet wird, dass sie mir den Aktivierungscode zugeschickt haben. Habe aber keinen erhalten. Und ohne Aktivierungscode kann ich mein Benutzerkonto nicht aktivieren. Das Spielchen mach ich schon ein paar Wochen. Im neuen Forum hat aber alles problemlos geklappt.

    Leser, wenn du wüsstest, wie viel Spaß, daß damals gemacht hat. Ich habe mit 9 Jahren meine 1.Zigarette geraucht, mit 3 anderen Kindern auf einem winzigen Klo. Eine Schachtel Zigaretten kostete damals 2,-DM. Ich war dann auch mit 12 Jahren schon abhängig und rauche auch heute noch. Das Problem ist, in dem Kinderheim war es streng verboten, ich könnte sie dafür gar nicht verantwortlich machen. Leider macht Kindern eben gerade das Verbotene besonders viel Spaß.
    Ich war ehrlich gesagt froh, dass ich anschließend in einem Heim war, wo Rauchen nicht mehr bestraft wurde. Die vielen Strafen machen ein Kinderheimleben auch nicht gerade leichter. Irgendwann liegt es auch an einem selbst, ob man damit aufhört oder nicht. Ich habs leider nie länger als 3 Wochen geschafft.

    Magnetresonanz - Tomografie - Untersuchungen gab es zu meiner Zeit als Kinderheimkind noch nicht. Sicher hätte ich damals mit derartigen Untersuchungen auf Kriegsfuß gestanden.
    Bis ca. 1972 /73 wurde ich streng altmodisch evangelisch erzogen. Wir wurden des öfteren dazu aufgefordert in uns hineinzuhorchen und nach unseren Sünden zu suchen und diese Gott zu beichten, ansonsten...
    Mit einem neuen Heimleiter zog dann auch die moderne Kinderpsychologie in unser Kinderheim ein. Von da an hatte ich mich weniger mit meinen Sünden, dafür aber mit mir selbst als psychisch erkranktes Kind auseinandersetzen. Ich habe diese Stunden bei Frau Kinderpsychologin gehasst. Ich war zu dem Zeitpunkt etwa 9 oder 10 Jahre alt und wurde schon in diesem Alter mit Bezeichnungen wie "depressiv", "bindungs-und liebesunfähig" oder auch "verschlossen" traktiert. Mich hat das damals zutiefst verunsichert, kein normales Kind zu sein und Bezeichnungen wie z. B. "verhaltensgestört" empfand ich als genauso verletzend wie "blöde Kuh" oder ähnliches.
    Ich weiß noch, daß jedes Bild, das ich während des Zeichenunterrichts in der Schule gemalt hatte, früher oder später bei dieser Psychologin auf dem Schreibtisch landete und sie mir dazu Fragen stellte, wie etwa :"Die Sonne hast du aber sehr klein gemalt, scheint in deinem Herzen die Sonne auch nur so schwach?" (Wahrscheinlich damals eine Standardfrage, denn auch einige andere Kinder wurden zu ihren gemalten Sonnen befragt.) Ich konnte mit solchen Fragen wenig anfangen und hatte auch banalere Gründe dafür. Ich hatte die Bäume so groß gemalt, so dass für die Sonne anschließend zu wenig Platz vorhanden war (was auch der Wahrheit entsprach). Auf jeden Fall verlor ich ziemlich schnell die Achtung vor dieser Dame : "Komische Tante!".
    Einmal holte mich der Heimleiter aus meiner Kinderheimgruppe heraus und fuhr mit mir zum Jugendamt oder einer ähnlichen Einrichtung. Er brachte mich in eine Art Spielzimmer und ließ mich dort für lange Zeit (gefühlt vielleicht 2-3 Std.) alleine. Unter normalen Umständen hätte ich mir sicher ein Spielzeug (wahrscheinlich ein Puzzle) ausgesucht und damit gespielt. Aber an dem Tag hatte ich das ungute Gefühl, daß das alles wieder nur zum Zwecke der Beobachtung diente. Von anderen Kindern wusste ich, daß es solche Räume gab, heute würde man sagen videoüberwacht. Damit ich mich nicht wieder mit Fragen wie "Warum hast du dir ausgerechnet dieses Spielzeug ausgesucht?" und der dazugehörigen Aushorcherei auseinandersetzen musste, habe ich gar nichts davon angerührt, sondern die Zeit mit Aus-dem-Fenster-schauen verbracht. Irgendwann holte der Heimleiter mich von dort wieder ab. Er sprach auf der Rückfahrt kein Wort mit mir. Ich hatte das gute Gefühl in der Beziehung "gesiegt" zu haben. Die Erforschung meiner Psyche mochte ich eben nicht. Sie haben es dann aufgegeben und ich war von diesen Therapiestunden erlöst.
    Als ich 15 Jahre alt war, das war schon in meinem zweiten Heim, ich war gerade mit meinen Schulaufgaben beschäftigt, stand plötzlich eine Erzieherin vor mir und sprach mich mit den Worten an : "Uns ist aufgefallen, daß du nie weinst." Ich hasste diese Art des Beobachtet-und - Kontrolliert - Werdens noch immer und reagierte ziemlich patzig : "Na, schon wieder neues Handbuch der Psychologie geschenkt bekommen?" Sie war empört über meine aggressive Art. Es war doch alles so liebevoll gemeint, und sie wolle mir doch nur helfen.


    Warum konnten die Erzieherinnen nicht einfach ganz natürlich mit uns zusammenleben, eine Radtour unternehmen oder ähnliches? Es hätte mir mit Sicherheit mehr gebracht, als dieses Von-oben - herab - Getue. Wenn man selbst nicht bereit ist, über seine Erlebnisse und schlechten Erfahrungen zu reden, sollte man in der Hinsicht auch nicht dazu gezwungen werden. Und von schlechten Erfahrungen geheilt zu werden, bringt sicher auch nur dann etwas, wenn die Lebensbedingungen sich dementsprechend verbessert haben, sonst macht man eben genau diese Erfahrungen erneut. Da bringen dann auch Untersuchungen wie etwa die Magnetresonanz - Tomografie eigentlich nichts.

    In diesem Heim war ich von Mai 1978 bis Februar 1979.
    Bevor ich in dieses Heim kam, kannte ich "Haus Elim" schon, da ich in einem Kinderheim im gleichen Ort groß geworden bin. Ich hatte das Grundstück allerdings noch nie betreten, da es mit einem großen Tor verschlossen war. Die Mädchen aus diesem Heim sah man nur selten, vielleicht mal in der Kirche, wenn gerade Konfirmation war. Aus diesem Grund wurde das Heim von einigen Einwohnern des Ortes auch fälschlicherweise für ein Mädchen- Gefängnis gehalten.
    Ursprünglich war das Heim ein Erziehungsheim. Zu meiner Zeit waren Erziehungsheime jedoch abgeschafft, zumindest hießen sie nicht mehr so.
    Ich war in diesem Heim in der Gruppe "Birkenhaus" untergebracht. Dieses Haus stand auf dem Gelände des "Hauses Elim" nur wenige Meter vom Haupthaus entfernt. Beim "Birkenhaus" handelte es sich um eine sogenannte "offene Gruppe", die im Gegensatz zu den geschlossenen Gruppen im Haupthaus Vorteile bzgl. der Anzahl der wöchentlichen Ausgangsstunden hatte.
    Es gab in dieser Gruppe ca. 14 Mädchen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren und 3 Erzieherinnen. Die Zimmer waren Zweibettzimmer, die sehr spartanisch eingerichtet waren.
    Der Tagesablauf unterschied sich nicht allzu sehr von meinem vorherigen Kinderheim. Vor dem Frühstück wurde eine 15-minütige Morgenandacht gehalten, an der ich allerdings selbst kaum teilgenommen habe. Ich hatte einen längeren Schulweg und habe währenddessen gefrühstückt. Die Lebensmittel für Frühstück und Abendessen wurden von uns Mädchen eingekauft, so sollten wir auf das Leben nach dem Heim vorbereitet werden. Das Mittagessen kam aus der Küche des Haupthauses.
    Nach dem Mittagessen hatten wir unsere Ämter zu verrichten. Ämter waren z. B. Spülen, Fegen oder auch Flur bohnern. In dem kalten Winter 1978/79 ist auf der Etage über diesem Flur ein Heizungsrohr geplatzt. Das Wasser drückte sich durch die Lampenaufhaengungen, so dass der spiegelblank gebohnerte Flur praktisch hinüber war. Dieses Amt hatte sich dann also von selbst erledigt.
    Nach den Ämtern war Hausaufgabenzeit. Die Mädchen, die auf die Heimschule gingen, erledigten sie in der Schule. Die anderen auf ihren Zimmern.
    Ab 15.30.Uhr durften wir unseren Ausgang nehmen. Jeder hatte 4 mal die Woche für jeweils 1,5 Std. Ausgang. Man hatte auch die Möglichkeit den Ausgang auf 2 mal die Woche für jeweils 3 Std. zusammenzulegen.. Den durfte man dann auch abends von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr nehmen. Kurz nachdem ich in dieses Heim kam, wurde es so geregelt, daß der Abendausgang nur noch in einem bestimmten Jugendtreff im Ort verbracht werden durfte.
    An den anderen Tagen durften wir für eine halbe Stunde zum Einkaufen oder zum Rauchen das Heimgelaende verlassen. Während Rauchen in meinem vorherigen Heim streng verboten war, wurde es in diesem Heim erlaubt. Allerdings nur während des Ausgangs oder auf dem Schulweg, also außerhalb des Heimgelaendes. Hatten wir Hausarrest, so war im Keller des Hauses ein Raucherraum vorhanden, den wir für eine halbe Stunde nutzen durften. Rauchen war damals erst ab 16 Jahren gesetzlich erlaubt. Ich war erst 14 Jahre alt, durfte aber ebenfalls ins Raucherzimmer. Auch im nachhinein würde ich mich nicht darüber beklagen, mein Pensum an Hausarrest und Isolierungsstrafen wäre sonst entsprechend hoch ausgefallen.
    Zweimal die Woche hatten wir die Pflicht an einem Beschaeftigungsprogramm teilzunehmen, wahlweise Tischtennis, Basteln, Handarbeiten und Gitarre lernen. Ich habe mich für Tischtennis entschieden.
    In den Ferien durften wir zu unseren Angehörigen nach Hause fahren. In den Sommerferien allerdings nur 2-3 Wochen. Die restlichen Wochen mussten wir an einer Bibelfreizeit teilnehmen. Wer das nicht wollte, wurde verpflichtet in dieser Zeit in den Betrieben des Hauses zu arbeiten. Ansonsten durften wir auch alle 2 Wochen von Samstag mittag bis Sonntag abend nach Hause fahren. An den anderen Wochenenden hat die Heimleiterin Samstags und Sonntags nach dem Frühstück einen Gottesdienst abgehalten, an dem wir selbstverständlich Teilnahmepflicht hatten.
    Irgendwann Ende Januar wurde ich in die 2.Gruppe (geschlossene) des Haupthauses verlegt. Hier galt Pantoffelpflicht, also das Tragen von Hausschuhen war Pflicht und sollte uns das Abhauen erschweren. Ich hatte nur Clogs, aber weil gerade Winter war, ließen die Erzieherinnen das durchgehen. Mein Radio wurde mir weggenommen und auch das ganze Taschengeld. Die Fenster waren vergittert. Die Zimmer (Einzelzimmer) waren extrem klein. Es stand dort ein Bett mit einem kleinen Nachttisch daneben, das entsprach dann auch schon der Breite des Raumes. Die Länge des Zimmers entsprach der Länge des Betts und einem kleinen Spielraum, um die Tür zu öffnen.
    Zur Schule durfte ich ebenfalls nicht mehr, stattdessen musste ich in der Waschküche arbeiten. In dieser Zeit hat die Heimleiterin einen Antrag beim Gericht gestellt, um mich von der Schulpflicht zu befreien. Der Antrag wurde abgelehnt und ich wurde aus dem Heim entlassen.
    Was mir echt zu schaffen machte, war der Name des Heims "Haus Elim". Der Ort Elim wird einmal in der Bibel erwähnt. Ich hielt Elim für eine Abkürzung von Eliminierung, was übersetzt Isolierung, Ausrottung heißt und im Alltagssprachgebrauch auch schon mal im Sinne von Vernichtung verwendet wird. Ein wirklich unpassende Name für ein Kinderheim, in dem eine häufige Strafmassnahme eben genau Isolierung war. Da war der Name wohl Programm.

    Wie du schreibst, hast du überwiegend schlechte Erfahrungen bei der Suche nach Ehemaligen gemacht. Aber in der Beziehung mache ich mir schon noch Hoffnung.
    Ich war in zwei verschiedenen Heimen und beide haben schon lange vor meiner Zeit bestanden und bestehen auch heute noch. Das müssen doch tausende von Kindern sein, die diese Heime durchlaufen haben. Als ich hier im Forum meine Heime eingetragen habe, stand da der Hinweis, daß sich noch keine weiteren Benutzer dieser Einrichtungen eingetragen haben. Das finde ich seltsam. Ich könnte mir aber vorstellen, daß hin und wieder doch mal welche reingeschaut haben, nur um zu gucken, ob vielleicht doch jemand aus dem Heim hier angemeldet ist. Obwohl ich auch nicht weiß, ob das für Besucher so einfach möglich ist.
    Freundschaften erwarte ich nicht, aber Informationen über das Heim schon. Am meisten interessieren würde mich, wie es vor meiner Zeit in den Heimen zugegangen ist. Ich habe auch schon mal das Internet zur Geschichte dieser Heime durchforstet, aber dort sind so gut wie keine Informationen zu finden.
    Ich habe mich ja selbst erst Ende Juli dieses Jahres hier angemeldet, obwohl das Forum schon über 11 Jahre existiert. Bin eigentlich durch Zufall drauf gestoßen, ich kannte es vorher gar nicht. Und eigentlich hatte ich auch gar keine Zeit für sowas.
    Na ja, ich kann nicht mehr tun als abzuwarten. Vielleicht habe ich ja Glück.

    Hallo Marha 56


    Herzlich willkommen bei uns im Forum. Ich war zwar nicht in deinem Heim, und auch erst einige Jahre später, aber unter anderem auch in einem Mädchenheim. Das mit der schlechten Anerkennung der Mädchen und der unwürdigen Behandlung habe ich teilweise auch noch erlebt. Du hast ja schon einige der schlimmen Zustände in deinem Heim beschrieben (Blog).
    Ich wuensche dir, dass du Kontakte zu deinen ehemaligen Heimkameradinnen findest, mit denen du dich über diese schlimme Zeit austauschen kannst.


    Gruß
    conan

    Hallo Remington,


    ich weiß, daß du eigentlich in einem anderen Heimkinderforum registriert bist, dort aber wohl auch schon längere Zeit nicht mehr aktiv bist. Du schreibst dort, daß du genau wie ich auch 1968 in dieses Heim gekommen bist und dort auch mehrere Jahre verbracht hast. Du kennst dich also bestens aus. Da du zum Zeitpunkt deiner Heimeinweisung noch sehr jung gewesen bist, bin ich mir sicher, daß wir gleichzeitig in der Kindergartengruppe Ulme gewesen sind.
    Also, falls du mal zufällig in diesem Forum vorbeischaut, würde ich mich freuen, wenn du dich melden würdest.


    Liebe Grüße
    conan