Kinderheim Hamburg Kirchwerder Fünfhausen

  • Wenn Du in dieser Einrichtung warst, kannst Du hier alles posten,
    an was Du Dich erinnerst


    Hinweis:


    Der Forengeist beinhaltet mehrere Accounts von ehemaligen Teammitgliedern,
    die uns vor langer Zeit verlassen haben und welche viele Erstbeiträge von den Heimen erstellten.


    Es ist somit also ein reiner Systemaccount,
    hinter dem keine reale Person steht, die auf Beiträge oder PN´s antworten kann.


    Seht also bitte davon ab, dem Forengeist zu schreiben, da ihr keine Antwort erhalten werdet.

  • Ich werde heute nicht viel ueber dieses Heim schreiben. Die Erinnerung ist heute wieder zurueck gekommen durch einen Film in Arte indem der Missbrauch von Kindern in Heimen bis zu den 70igern berichtet wird. Ich war von 1971-1973 in diesem Heim . In diesem Heim war der Missbrauch nicht so direkt sondern eher indirekt . Es war wie ein schleichendes Gift .. das das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen stetig auesserst beintraechtigte.


    Ich kam in das Heim aufgrund eines falschen Versprechens vom Jugendamt in Hamburg. Meine Eltern sind geschieden und meine Mutter hatte eine gute Wohnung verloren indem ich ein Zimmer hatte , da sie unverheiratet mit einem Mann dort wohnte. Wir mussten umziehen in eine Bruchbude und in dieser Bruchbude gab es kein Zimmer fuer mich. Die Erziehungsmethoden meiner Mutter waren aeussert fragwuerdig und ich began die Schule zu schwaenzen. Das Jugendamt wurde in Kenntnis gesetzt und sprach mit meiner Mutter und mir. Ich war nicht dagegen in ein Heim zu gehen , bat aber darum in einem Heim zu sein wo ich ein eigenes Zimmer haben koennte und vielleicht einen Hamster.
    Die Sozialarbeiterin erklaerte mir das mit dem Hamster wuerde nicht klappen , aber sie wuesste ein schoenes Heim im Gruenen wo alle Maedchen ein Einzelzimmer haetten. Ich versprach also nicht wieder wegzulaufen ( zu Hippies) und liess mich in das Heim bringen.


    Was fuer ein Schock mich dort erwartete. Ein 6 Bettzimmer keine aber auch absolut keine Privatsphere und Hosen zu tragen waren verboten. Keine kuenstlerischen Angebote.......siehe unten. Dieser Schock sass tief und dieser Vertrauensmissbrauch schliesslich liess mein Leben eine andere Bahn nehmen. ... das in eine sehr fruehen Ehe endete die natuerlich auch scheiterte.

    Mein Glueck war es, dass ich mit Frau Rackow ( Stellvertretende Heimleiterein ) ein gutes Verhaeltnis hatte und sie mich extrem nach Feierabend foerderte um meinen Schulabschluss auf dem zweiten Weg nachholen zu koennen. Ihr habe ich es zu verdanken dass ich innerhalb von einem Monat .. 1 Jahr Abendschule aufholen konnte um die Pruefung zu bestehen.
    Bevor ich in dieses Heim kam als 14 Jaehrige war ich schon sehr selbstaendig und hatte ein gutes Selbstbewusstsein, hatte keine Angst oder Probleme mich draussen zu bewegen und ein Teil der Gesellschaft zu sein. Nach der Entlassung aus diesem Heim bemerkte ich wie aengstlich ich geworden war und unsicher im normalen Leben in der Gesellschaft. Es dauerte eine Weile bis ich wieder so sein konnte wie ich zuvor gewesen war.
    Anderen ist es nicht so ergangen und viele der ehemaligen Maedchen habe ich dann auf der Strasse als Prostituierte wieder getroffen. Auf dem Drogenstrich in Hamburg Steindamm. Ich besuchte dort eine weitere Abendschule und machte eine Ausbildung und musste an diesen Strassen oefters vorbeigehen.


    Ueber dieses Heim ist noch nicht in der Oeffentlichkeit berichtet worden . Berichte habe ich nur ueber Feuerbergstrasse in Hamburg gelesen, aber nicht Kirchwerder Fuenfhausen.


    "Zitat " von einem Maedchen das mit mir abgehauen war, und in die Feuerbergstrasse kam und mir einen Brief schrieb. " Mir geht es hier viel besser als in Kirchwerder". Es tut mir leid, dass du immer noch da sein musst.


    Ich erinnere mich auch noch das Maedchen aus der Feuerbergstrasse zu uns kamen und entsetzt waren. Ihnen wurde gesagt, dass sie nun soweit seien in ein offeneres Heim zu kommen und mehr Freiheiten haetten. Diese Maedchen sagten immer wieder , dass sie zurueck in die Feuerbergstrasse wollten. Gruende die genannt wurden waren : Man darf dort anziehen was man moechte, kann im Hause rauchen und hat viel mehr Privatsphere.



    Das Maedchenheim Kirchwerder galt als ein halbgeschlossenes Heim und war am Stadtrand von Hamburg mit einer integrierten Schule in einem altem grossen Bauernhof der schoen gelegen war mit einem Teilstrand an einem See und schoener Umgebung ( von der wir wenig sehen konnten. )


    Es gab zwei Gruppen.. die Schuelerinnen und die Hausmaedchen. Ich war in beiden Gruppen. Die Maedchen waren zwischen 14 und 17 jahre alt.


    Heimleitung war Frau Jancikowski und vertretende Heimleitung Frau Rackow ( eine sehr nette Frau)
    Wir hatten so in etwa 6 Erzieherinen fuer beide Gruppen. Die Erzieher waren gezwungen den Anweisungen der Heimleitung zu folgen.


    Die Schuelerinnen waren in 2 Zimmern a 6 Betten untergebracht und die Hausmaedchen ebenso in 2 Zimmern mit 5 Betten. Ich war zum Schluss in einem Zimmer mit 5 Betten das so klein war , dass man noch nichtmal ordentlich hindurch kam wenn alle im Bett waren.


    Tagesablauf
    Morgens in das Badezimmer und vor der Erzieherin sich fast nackt ausziehen und sich waschen und unter Zwang kalt abspuelen.
    Dann in den grossen Tagesraum und singen mit der Heimleiterin..


    Schuelerinnen in die Schule
    Hausmaedchen zum Dienst. Kueche , Waschkueche oder Saubermachen
    ( so eine Art Haushaltsjahr ) wir wurden geringfuegig entlohnt.


    Nachmittags ab 3 Uhr fuer die Schuelerinnen und etwas spaeter fuer die Hausmaedchen 30 Minuten Ausgang zum Einkaufen gehen. Dabei dauerte es bis zur Edeka schon 10 Minuten bis man dort war. Also immer ein Schnellsteinkauf..


    Danach Abendessen ... und ins Bett.


    Es durften keine Hosen getragen werden nur beim Ausgang. Dies war fuer alle Maedchen sehr schlimm weil 1971 die Mode fuer die Jugendlichen Hosen waren.


    Abendausgang gab es keinen und somit waren die Wochenende falls man nicht nach Hause durfte langweilig auf das Fernsehen beschraenkt.


    Der Missbrauch in diesem Heim bestand darin dass keines der Maedchen selbstaendig werden konnte. Im Gegenteil Maedchen die schon recht selbstaendig zuvor waren .. machten Rueckschrittte, weil sie keine Kontakte nach Aussen haben konnten und alles aber auch alles genehmigt werden musste.


    Der Rockzwang wirkte sich sehr negativ auf die Maedchen aus . Man fuehlte sich ausgegrenzt und in ein anderes Zeitalter versetzt.
    Das morgendliche Duschen unter Aufsicht war auesserst unangehem fuer pubertierende Maedchen und voellig ueberfluessig ebenso das eiskalte abduschen. Wir empfanden es als reine Schikane die von der Heimleitung kam.
    Es gab ueberhaupt keine Privatsphere und keines der Maedchen konnte sich zu irgend einem Zeitpunkt einfach mal zurueckziehen, da es verboten war im Schlafraum ausser zum Schlafen sich aufzuhalten. Weiterhin gab es auch keine weiteren anderen Zimmer in die man sich haette zurueck ziehen koennen.


    Es gab keine Angebote fuer die Freizeit . Keine AG's , keine Sport , handwerkliche, kuenstlerischen Angebote einfach NICHTS.


    Wir sind zwar nicht offiziel geschlagen worden ( Ich habe einmal eine Ohrfeige bekommen , weil ich vergessen hatte eine alte Vase aus dem Buero von Frau Jancikowski ( Heimleiterin) zu nehmen . Soweit ich weiss war dies aber nur selten und immer nur von Seiten aus von Frau Jancikowski. Sie liess uebrigens auch ihre Wohnung von uns sauber machen..


    Der Missbrauch lag wie schon oben beschrieben anders und hat sich fuer viele besonders negative im spaeteren Leben ausgewirkt.
    Ich habe Glueck gehabt .. mir geht es gut.






    Einmal editiert, zuletzt von Johnny ()

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