Beiträge von Robert

    Der Alltag in der Geschlossenen Abteilung in Staffelberg.
    Es musste in der Werkstatt gearbeitet werden.
    Ausnahmen der "Küchenbulle" und der "Kapo".


    Zum Küchenbullen gibt es nicht viel zu sagen,er war allgemein unbeliebt was daran lag
    das er die Portionen einteilte und einer war halt immer unzufrieden.
    Er deckte den Tisch,war für das Besteck verantwortlich,es wurde jedesmal nach den Mahlzeiten gezählt.
    Wehe,es fehlte ein Teil,da war die Hölle los,bis das fehlende Teil wieder auftauchte.
    Alllgemein stand er immer unter Verdacht Lebensmittel für sich abzuzweigen.
    Später stellte sich heraus das ein Hilfserzieher Essen stahl,bzw. unterschlug.
    Davon später mehr.


    Der Kapo - ich bin mir heute noch nicht im Klaren was ich von ihm halten soll.
    Er hatte eine absolute Ausnahmestellung.
    Ein großer blonder Siegfried Typ kurz vor der Volljährigkeit und damit Entlassung.
    Er nahm mich als damals jüngsten unter seine Fittiche,was mir Schutz gab gegen Andere.
    Er hatte mir meistens das Essen in den Karzer gebracht und ihn hat wohl imponiert das ich
    widerspenstig ohne Ende war.
    Auch teilten wir den gleichen Musikgeschmack.
    Er hieß Peter Schneiker.
    Pro Forma sollte er die Woche über Reinigungsarbeiten ausführen,
    er war der Einzigste der eine wohnliche Zelle hatte,Grünpflanzen,Goldfischglas,Plattenspieler und,und und.
    Wir anderen hatten nicht mal einen Nachtisch,nur einen Spind für Arbeitskleidung,der stand im
    Keller und war nicht immer zugänglich.
    Er sagte immer,ich habe einen reichen Freund,wenn ich hier rauskomme fängt das Leben an.
    Er durfte seine Päckchen und Pakete die er reichlich erhielt behalten.
    Wir bekamen alles,bis auf Briefe abgenommen und bei der Rauchpause durften wir
    bitten etwas von unserem Eigentum zu erhalten.
    Heute würde ich vermuten das der Erzieher,Bartel,bestochen war.
    Das Einzigste was er auch nicht hatte war eine Toilette.
    Er musste nachts den Eimer benutzen.
    Das muss man sich mal vorstellen:
    Das Heim wurde 1963 eröffnet,als modernste Einrichtung dieser Art in Europa gefeiert -
    und dann nicht mal eine Toilette in den Zellen.
    Anfangs der 70er Jahre las ich in der Zeitung das ein Peter Schneiker in Darmstadt erstochen wurde.
    Ob es "der" Peter Schneiker war kann ich nicht sagen.
    Er ist mir jedoch als guter Freund in Erinnerung.


    Nun zum Alltag:
    6 Uhr kalt duschen,Frühstück,Arbeit,Mittagessen,eine Stunde Pause,arbeiten.
    Nach der Arbeit eine Stunde frei,Abendessen,spätestens um 20 Uhr Einschluss.
    In Einzel oder 4 Mann Zellen.
    In einer Viererzelle war ich nur eine Nacht,der Zellenboss befahl mir den
    Kübel zu reinigen,ich hab es ihm ins Bett geschüttet und wanderte wieder mal in Karzer,
    Danach hatte ich meine Ruhe in der Einzelzelle.


    Samstag vormittag Hausputz,nachmittags "frei",mitunter durften wir in den Hof,
    aber meist saßen wir dumm rum,spielten Karten oder Brettspiele.
    Langeweile ohne Ende,ich versuchte immer Lesestoff zu bekommen,gleich welcher Art.


    Sonntags grosse Schau.
    Alle Zöglinge,auch von der Geschlossenen,mussten in der Turnhalle antreten.
    der Heimleiter hielt das Wort zum Sonntag,wie wir es nannten.
    Die Geschlossene saß ganz hinten,streng getrennt von den Anderen.
    Mir ist nicht eine Rede im Gedächtnis geblieben.

    Hallo Martin,


    das kann ich nicht sagen,höchstens vermuten.
    Geographisch wären die nächsten Autowerke VW in Baunatal
    oder Opel in Rüsselsheim.


    Es ist richtig das von Staffelberg vieles vertuscht wird.
    Der LWV Hessen hat ein Archiv das lange zurück reicht,
    jedoch von Staffelberg so gut wie nichts berichtet wird.
    Ich denke es hängt auch mit den Aktivitäten der APO,später RAF zusammen.


    Gruß Robert

    Gut,weiter zur Arbeit in Staffelberg.
    Der geschlossenen Abteilung war eine Werkstatt angegliedert.
    Dort wurden Autositze montiert.
    Rahmen und Federn wurden getrennt angeliefert,
    wir mussten die Federn in die Rahmen eindrehen und verhaken.
    Eine simple und eintönige Arbeit,jedoch mit erhöhter Verletzungsgefahr.
    Die Federn waren eingefettet und es gab kaum einen Tag an dem ein Zögling sich nicht
    beim montieren der Feder verletzte.
    Zumeist kleine Fleischwunden,die wurden an Ort und Stelle behandelt
    und es wurde weiter gearbeitet.
    Der Arbeitszieher oder Aufseher kam von ausserhalb,er hatte mit den
    anderen Erziehern nichts zu tun,der kam,machte seine Stunden und ging.
    Von ihm hatten wir nichts zu befürchten,im Gegenteil,mitunter gab er
    eine Runde Zigarretten aus.
    Tabak und Zigarretten waren die Währung in Staffelberg,
    eine perfekte Vorbereitung auf Gefängnis oder Zuchthaus.
    Kommen wir zur Entlohnung für eine 40 Stundenwoche.
    Es wurde jedem Zögling ein Betrag von 5 DM gut geschrieben.
    Am Ende der Woche durfte man einen "Wunschzettel"einreichen,
    zur Auswahl standen Zigarretten(kein Tabak,nur "Aktive"),Kosmetik(Zahnpasta,Seife) so wie Schokolade.
    Zigarretten und Schokolade wurden mit dem Namen des jeweiligen Zöglings versehen
    und in einem Schrank weg gesperrt.
    Nach dem Mittagessen,der Arbeit und dem Abendessen rief der Erzieher:Rauchpause!
    Wir stellten uns an und jeder bekam aus seiner Packung eine Zigarette oder ein Riegel Schokolade.
    Feuer hatte nur der Erzieher.
    Sollte in der Werkstatt ein bestimmtes Pensum erreicht werden und es wurde erreicht,
    gab es eine Extra Rauchpause.
    Wer sich weigerte zu arbeiten wurde eingesperrt,nicht in den Karzer,sondern in seiner Zelle.
    Da fiel natürlich die Rauchpause weg.
    Später,in Bremen,bekam ich Taschengeld ohne jegliche Vorleistung von mir.
    Ich fragte nach und mir wurde gesagt,dieses Taschengeld kommt vom Jugendamt.
    Ich habe also für nix und wieder nix für den Landeswohlfahrtsverband Hessen gearbeitet.
    Da ist die Rentennachzahlung welche mir der Heimfond zuerkannt hat der reinste Hohn.
    Diese Arbeit habe ich bis zu meiner Verlegung in das "halboffene"Haus gemacht.

    1965 bis 67 war ich dort.
    Ich kam mit 14 Jahren dorthin,das war das Mindestalter.
    Das Höchstalter im Taunusheim war 12 Jahre.
    Die zwei Jahre dazwischen waren schlimm.
    Nachdem ich die Aufnahmeprüfung zur OSO,der Odenwaldschule als Zweitbester bestanden habe,
    ich mich dort nicht ein und unterordnen konnte,nach 2 Jahren Taunusheim ist man asozialisiert,
    wurde ich u.A. in der Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Frankfurt zwischen gelagert.
    Auch die Erwachsenenpsychiatrie durfte ich als Kind kennen lernen.
    Ich wurde mit ruhig gespritzt,auf eine Bahre geschnallt und mit einem Rettungswagen nach Biedenkopf verfrachtet.
    Meine Ankunft dort war spektakulär.
    Ich kam sofort in den "Karzer",eine Einzelzelle.
    Die ersten Tage realisierte ich gar nicht was geschah.
    Man wusste nicht was von mir zu halten war,also verblieb ich für ca. 6 Wochen im Karzer.
    Eine Isolationszelle,2/3 Zelle,1/3 Vorraum mit Waschbecken und Toilette.
    Abgetrennt durch ein Gitter wie es in amerikanischen Filmen zu sehen ist.
    Ich musste den ganzen Tag auf dem Hocker sitzen,Zuwiderhandlung wurde bestraft.
    Die Pritsche war fest in der Wand verankert,legte ich mich tagsüber hin,wurde für die folgende Nacht die Decke weg genommen.
    Das Fenster war aus Panzerglas,ließ sich logischerweise nicht öffnen und war von aussen mit weisser Farbe gestrichen.
    Lesestoff oder ein anderer Zeitvertreib war nicht vorgesehen.
    Drei Mahlzeiten am Tag,gebracht von Zöglingen,denen strengstens untersagt war mit mir zu sprechen,
    waren die einzigen Abwechslungen.
    Der Erzieher,Bartel,von dem noch zu sprechen sein wird,kam hin und wieder in den Karzer
    um mit mir zu sprechen,d.h. er versuchte es.
    Ich hatte mich total abgeschottet und gab keine Antworten.
    Das hat er einige Male hingenommen,dann fing er an zu schlagen.
    Was mich erst recht verstockt machte,Schläge war ich vom Taunusheim gewohnt.
    Das ging ca. 6 Wochen so,danach wurde ich zu den anderen Zöglingen gegeben.
    Und sofort zur Arbeit gezwungen.
    Davon später mehr,es gibt viele schlechte Erinnerungen an Staffelberg,
    ich könnte ein Buch schreiben.

    Von 1960 bis 1962 war ich im Taunusheim.
    Die schlimmste Heimzeit meines Lebens.


    Dollinger und Hermine sind mir in böser Erinnerung.


    Dollinger unterrichtete die Klassen 1 bis 4 gleichzeitig in einem Raum.
    Wo bei die Erstklässer vorne saßen,die 4Klässler hinten.
    Dollinger war ohne Rohrstock nicht denkbar.
    Er lief im Klassenzimmer auf und ab,Gefahr drohte wenn er einem im Rücken war.
    Es setzte Kopfnüsse und Schläge mit dem Rohrstock.
    Ein Lernen war unmöglich wenn man Dollinger im Rücken wusste.
    Immer und jederzeit war mit Kopfnüssen und Schlägen zu rechnen.
    Seine Spezialität war Bestrafung vor den anderen Mitschülern.
    Mädchen mussten zum Lehrerpult,ihre Handfflächen nach oben und bekamen
    Schläge mit dem Rohrstock,manchmal mussten die Mitschüler die Schläge mitzählen.
    Er gab das Strafmaß vorher bekannt.
    Jungens bekamen die Schläge auf den nackten Hintern.
    Anschliessend durfte man sich bis zum Stundenende in die Ecke stellen.
    War er schlecht drauf mussten die Bestraften vor die Klassentür,das war die Höchststrafe.
    Das Büro der Oberin war nebenan,und die merkte immer wenn jemand da stand.
    Dann gab es nochmal Schläge,diesmal von der Oberin oder einer Erzieherin.


    Hermine war meine "Tante".
    Eine Schlägerin vor dem Herrn.
    Ich kann gar nicht sagen wie oft ich von Hermine geschlagen wurde.
    Schläge,Kopfnüsse waren an der Tagesordnung.
    Auch von Erziehern mit denen man sonst nichts zu tun hatte.
    Auch der Hausmeister wurde mit einbezogen,der schlug mit seinem Gürtel.


    Als ich mir den Arm brach bekam ich erst nach ca. einer Woche ärztliche Hilfe.
    Die Heilung dauerte extrem lange,u.A. musste der Knochen nochmal gebrochen werden,
    weil er im Waldkrankenhaus Köppern unsachgemäß behandelt wurde.


    Der Aufenthalt dort hat mein Leben in negative Bahnen geführt.

    Von 1958 - 1960 war ich im Haus Aichele.
    Ich ging in die Dorfschule in Beuren,1 und 2. Klasse.
    In der ersten Klasse wurde Schrift und Lesen in altdeutsch gelehrt.
    In der zweiten Klasse das heute übliche Latein.
    Ich erinnere mich an Schiefertafel,Griffel und Schwamm.
    Haus Aichele war kein Kinderheim wie es sonst gesehen wurde.
    Ich war da auf Kosten meiner Mutter untergebracht.
    Dort hatte ich die schönste Zeit meiner Kindheit/Jugend.
    Es ging familär zu und auch im Dorf war man kein Aussenseiter.
    Ich erinnere mich an viel Natur,Salamander,Libellen,heisser Sommer,schneereicher Winter.
    Auch an die "Chefin"?,ich weiß nicht genau,eine ältere Dame die von Allen
    respektvoll behandelt wurde und von der nur gut gesprochen wurde.
    Die kam mitunter Sonntags mit ihren Käfer Cabrio,hat 3-4 Kinder eingeladen und
    es wurde ein Ausflug gemacht,Sie war sehr herzlich.
    An Kinder ist mir nur Margit in Erinnerung,ein Mädchen,ca. 12-14 Jahre alt(damals).
    Sie war wie eine große Schwester zu mir und die Trennung hat mich sehr geschmerzt.
    Alex oder Alexander?,ein amerikanischer Junge der von seinen Eltern dort geparkt wurde,
    während dessen die Eltern einen Europa Trip unternahmen,auch glaube ich das diese Eltern
    die Festspiele in Oberammergau besuchen wollten.
    Die Trennung von Haus Aichele hat mich sehr geschmerzt,ich wäre gerne dort geblieben.
    Es war wohl eine finanzielle Frage,meine Mutter wollte wohl nicht mehr zahlen.
    Ich habe Haus Aichele nicht als Heim gesehen,sondern als mein Zu Hause.

    Guten Tag,
    ich war in Haus 5 (Glasbau) und Haus 4A.
    Nach meinen Erfahrungen im Taunusheim und Staffelberg fand ich die Zeit dort nicht weiter schlimm.
    Ich erinnere mich, zu Anfang wurde dieser Frühsport in Haus 5 betrieben.
    Das ging am Zaun lang und bei Minusgraden,wir in kurzen Hosen und Unterhemd ,wurden, den Erziehern
    Schläge von den Bauarbeitern angedroht.Damals wurde Blockdiek und die breite Strasse am Zaun lang gebaut.
    Da hatte sich der Frühsport erledigt.


    Muschketat und Hinrichsen wecken dunkle Erinnerungen,sie haben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Namentlich erinnere ich mich an Hochhuth und Bethmann in Haus 4,ich war in 4A.
    Die waren beide in Ordnung,Hochhuth wohnte auf dem Gelände,seine Tochter wurde vergewaltigt.
    Bethmann lies es laufen,der war zufrieden wenn er Herb Albert Platten hören konnte.
    An Schauder und seine Frau.Die Frau hat mir erste Hilfe geleistet als ich mir in der Küche die Unterarme verbrühte.
    An den Koch und die dicke Frau in der Wäscherei erinnere ich mich,da wurde ich zeitweise beschäftigt.


    Ausserhalb gearbeitet habe ich die längste Zeit bei Quellen Lehnig,LKWs be und entladen.
    Kurz bei einem Reifendienst,Lumpensammler 1 Tag und hatte gleich Krätze und bei einem Prospektverteiler.
    4 Wochen war ich auf einem Binnenschiff in Haaren/Ems.


    An Zöglingen habe ich bis auf 2 Ausnahmen keine Erinnerung.
    Ficker,weil er auch in Biedenkopf war,und Liedlof?,dem erst in kurzer Zeit alle Zähne ausfielen und der später
    bei einem Ausgang eben von diesem Ficker getötet und in einem Tümpel versenkt wurde.


    Das Jugendamt hat mir gestattet mit dem Lohn von Quellen Lehnig den Führerschein 3 zu machen.