Beiträge von Michael B

    In diesem Heim endete meine Heimzeit nach 5 Jahren um 1974, die 1970 gleich um die Ecke im Kinderheim Avergoffstraße begann. Im Winterhuderweg waren alle Türen offen, man hatte kapiert, das Einige nicht zu halten waren. Es gab ein warmes Bett, zu essen, ich wurde in Frieden gelassen, es gab keine Verbote, oder zumindest sind sie mir nicht mehr im Kopf. Eigentlich, wenn überhaupt, war ich nur nachts dort. Das Heim hatte etwas von dem Charme einer ehemaligen Psychiatrie, lange Gänge, von denen die Zimmer der Jugendlichen nach hinter hinaus lagen. Hier gab es keine knarrenden Doppelbetten, sondern gute Tipps, wie man am nächsten Tag zu Geld kommen konnte. Von hier ging ich dann in die Welt, zwar mit der Freude über die Entlassung, aber keinerlei Orientierung, was nun mit mir geschehen sollte.

    An das geschlossene Heim Hütten in Hamburg erinnere ich mich mit Unwohlsein. Hier landete ich in meiner Heimzeit von 1970- 1975 mehrmals. Das ehemalige Gefängnis diente in der NS- Zeit der Polizei und Gestapo, nun drehte ich mit anderen "Insassen" im ummauerten Innenhof meine täglichen Runden. Die Stimmung war aggressiv und geladen. Die Einrichtung war in desolaten Zustand, die Wände mit Nachrichten überdeckt. Körperliche Auseinandersetzungen waren tägliches Brot, wer durchdrehte, kam in die in die Einzelzelle. Meist war man jedoch nach einigen Tagen wieder "raus", d.h. entweder im nächsten Heim oder wieder auf der Flucht

    Hallo :)


    Ist hier vielleicht jemand der auch 1974 in der Averhoffstraße eingesperrt war und sich daran erinnern kann das ein Mädchen den Blitzableiter herunter steigen wollte der nicht gehalten hat ? Dieses Mädchen war ich . Ich habe es überlebt mit drei Monatigem Krankenhaus Aufenthalt!!!


    Lieben Gruß von Regine


    Hallo Regine, mein Name ist Michael und ich war in den 1970er Jahren mehrmals im Heim Averhoffstraße. Ich war zuerst um 1970 dort, wurde aber kurz nach der dortigen Aufnahme "weitergeleitet". Um 1971 oder 1972 war ich dort wieder inhaftiert. Leider kann ich mich nicht an Namen, noch Gesichter erinnern. Ich war im 2. oder 3. Stock untergebracht, natürlich ohne die Möglichkeit, durch Türen oder Fenster nach draußen zu gelangen. Einem älteren Jungen war es jedoch gelungen, ein Fenster zur Straße zu öffnen. Zusammen stieg ich mit ihm auf dem Sims vor dem Fenster, doch wir konnten nirgendwo absteigen, z.B. am Blitzableiter, Mauervorsprung etc.). An der Straße standen große Bäume, deren Äste weit an das Gebäude ragten. Diese Äste waren "greifbar nah", man brauchte "nur" vom Sims in sie hineinspringen. Als wir da auf dem Sims standen, hörten wir laute Stimmen aus dem Zimmer, das wir gerade durchs Fenster verlassen hatten. Ich sprang als Erster in die Zweige, die mir beim Zusammentreffen das Gesicht und den Oberkörper zerkratzten, mir doch sicheren Halt zum Abstieg boten. Eine Jacke hatte ich nicht an, die wurde mir bei der Einlieferung abgenommen worden. Der ältere Junge sprang kurz nach mir, konnte aber die Äste nicht fassen und trudeln an mir vorbei durch die Zeige, bis er auf der Rasenfläche vor dem Haus dumpf aufschlug. Am Fenster sah ich mehrere Menschen, die laut etwas riefen. Als ich den Boden erreicht hatte, lief ich so schnell ich konnte Richtung Hofweg davon. Was aus dem Jungen wurde, ist mir nicht bekannt, auch mir sagte man später, dass er gestorben war.


    Michael B.