Beiträge von bazillus

    Dein Vater war vor mir im Heim Maria in der Drucht. Deinen Daten nach, muss er einer der ersten "Neuzugänge" nach der Umwandlung des Heimes von einem Flüchtlings- und Genesungsheims für Ostflüchtlinge gewesen sein! Ich selber bin erst 1954 ins Heim gekommen, als zu einer Zeit, an dem er das Heim gerade verlassen hatte. Für ihn interessant könnte aber das unten genannte Buch sein. Hier könnte er sicher noch einige seiner alten Mitbewohner finden. Auch eine Menge an Bildern aus dieser Zeit sind hier zu finden! Allerdings ist dieses Buch nur sehr schwer zu bekommen.


    Gruß Bazillus


    Kinderdorf "Maria in der Drucht" Duisburg-Grossenbaum.Chronik der Ersten Jahre.


    Warendorf,Verlag J.Schnellsche Buchhandlung, Ohne Jahr ( circa 1979 ). 41 Seiten mit Abbildungen Quer-8°,Originalumschlag

    Auch ich kannte den Friedhof im Wald seit meiner frühsten
    Kindheit. Und auch ich habe die Verlautbarung der Stadt Duisburg zum Friedhof
    gelesen.



    Das Ergebnis irritiert mich allerdings sehr. Es stimmt es
    waren 5 Gräber! Eingang lag zum Heim hin, auf der linken Seite waren 4 Gräber
    auf der rechten eins. Dazwischen, vor Kopf, das große Kreuz. Die ersten beiden
    Gräber waren Soldatengräber, die beiden wurden in der Nähe unter einer
    Zeltplane gefunden, und dann von den damaligen Bewohnern (Flüchtlinge aus dem
    Osten) hier bestattet. Die Helm an den Kreuzen habe ich als Kind noch gesehen,
    waren dann aber plötzlich nicht mehr das! Später sind 2 ältere Bewohner des Flüchtlingsheims,
    eine Frau und ein Mann, dort ebenfalls bestattet worden. Im 5. Grab wurde ein Junge aus dem späterem
    Kinderdorf bestattet, der beim Fußballspielen

    einen Blindarm-Durchbruch erlitt und daran verstarb.
    Warum die Stadt die existent der unbekannten Soldaten verneint, vermag ich nur zu vermuten. Vielleicht
    hängt das ja mit dem Tod des Feldmarschalls Model zusammen, und man möchte hier keine
    Pilgerstätte entstehen lassen. Verrückte gibt es ja überall! Im Übrigen
    hat sich der Feldmarschall nicht in der direkten Umgebung des Heimes selber
    gerichtet, um seiner Gefangennahme zu entgehen, sondern im Wald gegenüber dem
    FKK-Gelände am Druchter Weg (Luftlinie Richtung Duisburg-Großenbaum ca. 4 km andere Bahnseite)!
    Zur Pflege der Gräber Folgendes: Winterfest machten immer wir älteren Kinder
    des Heimes. Die Blumen und die regelmäßige Pflege dürften die noch letzten im
    Heim verbliebenen Flüchtlinge gemacht haben. Im Heim waren noch einige der
    meist weiblichen Flüchtlinge angestellt (Waschküche, Bügelfrauen und
    Küchenhelfer. Ich glaube, dass die meiste Arbeit aber vom Helfer des Hausmeisters getan wurde, er war meines
    Wissens nach der letzte männliche Flüchtling, der noch im Heim war.

    Gruß

    Bazillus

    Aufgrund einiger Rätsel um den Namen des Heimes


    Drucht ist eine alte Bezeichnung

    und bedeutet Drift oder Niederung.

    Solche Niederungen sind – weit ausgedehnte

    – Einsenkungen der Erdoberfläche, lang
    gestreckte und weitläufige Täler,
    die oberhalb des Meeresspiegels liegen, und
    im Gegensatz zum Becken einen Abfluss haben, sodass das Wasser aus diesen
    Niederungen abfließen kann.
    Hier in den Entenfang oder in dem Wambachsee. Der
    Druchter Wald ist so eine ausgedehnte Niederung.


    Maria wiederum ist in der

    Christenheit die Patronin für fast alle Anliegen – hier die der Flüchtlinge,
    der Vertriebenen, der Alten und Kranken, und vor allem der Kinder!

    Gruß

    Bazillus

    Ich bin über die dupliziertet der Ereignisse überrascht!
    Auch ich bin im Internet durch Zufall auf „Maria in der Drucht“ gestoßen.
    Daraufhin schaute ich über Google Earth einmal nach meinem altem Heim. Das Gelände sah
    irgendwie verwaschen und fast leer aus. Ich habe dann das Gelände nach über 25
    Jahren im letztem Jahr (2012) besucht. Von unserem Heim ist so gut wie nichts
    mehr vorhanden! Die wenigen noch bestehenden Häuser wurden umgebaut und einer
    anderen Nutzung zugeführt. Da wo einmal Häuser standen ist heute Wald, oder wie
    an Stelle der Häuser 5, 6 und 7 kleine
    Wasser­tümpel. Das Küchengebäude steht noch, ist aber innen komplett
    ausgeräumt. Im inneren herrscht ein heilloses Durcheinander. Die Kapelle steht
    ebenfalls noch, ist aber auch um­ge­baut, und diente zu­min­dest eine Zeit lang
    als Schreinerei. Heute schein aber nur noch Gerümpel dort gelagert zu sein. Die
    Schulgebäude stehen ebenfalls noch, sind aber zum größtem Teil zu Wohn­häusern
    umgebaut. Leider ist dabei auch unsere schöne Sonnenuhr verschwunden. Nur in
    einem sehr kleinen Teil scheint noch so etwas wie Unterricht statt zu finden!
    Die Aula ist fast unverändert, lediglich ein Windfang ist angebaut worden. Wo
    früher der Obstgarten war (hinter der Schreinerei und dem Heizungshaus, rechts
    vom damals kaum genutztem Weg „in der Drucht“) ist heute die Reha Klinik in
    einem modernen Gebäude untergebracht. Dadurch, dass der Wald einen großen Teil
    des Heimgeländes erobert hat, wirkt das Heimgelände heute recht klein!



    Auch ich habe das Gefühl, dass ein großer Teil meiner
    Kindheit für immer verloren ist!



    Ich selber war zwischen 1954 und 1969 dort im Heim
    untergebracht. Die meiste Zeit davon in Haus 11. Das Kinderdorf gehörte meines
    Erachtens zu den guten Heimen, allerdings erst nachdem das Heim von „zivilen“ Erzieherinnen
    übernommen wurde! Die Zeit davor - unter Nonnen - war nach meinen Erinnerungen die
    Hölle! Anfangs war das Heim noch nicht
    umzäunt, und wir konnten un­ge­hindert im umliegendem Wald herumstromern.
    Leider wurde meine Hausleiterin an ihrem letztem Abend, als sie noch einmal die
    Taschengeldkasse überprüfte überfallen und sehr schwer verletzt. Erst danach
    wurde der Zaun errichtet und ein Wachdienst sowie eine Station der Berittenen
    Polizei im Heim eingerichtet. Auch die Häuser bekamen in dieser Nacht noch -erstmalig
    Schlösser an den Türen. Wie alle anderen besucht auch ich die Heimschule bis
    zur 8 Klasse. Hier war normalerweise das Ende der Heimzeit erreicht! Ich aber
    wollte auch noch die 9. Klasse machen, um einen Schulabschluss zu haben. Das war damals nicht
    so einfach, wie ich mir das vorge­stellt hatte! Nur dank des massiven Einsatz
    meines Klassenlehrers Herrn R. Leschke, der Heim­leiterin und des Heimpriesters
    durfte ich die Schule in Duisburg-Großenbaum besuchen. Herr Leschke hat sogar
    angeboten, das damals schon leer stehende Haus 3 kostenlos zu übernehmen, um
    mir und einigen anderen den Schulabschluss zu ermöglichen. Ich hatte dann mein
    Zimmer in Haus 16, direkt neben dem Zimmer des Stellver­treten­dem Heimleiters,
    Herrn Wegner, versorgt wurde ich aber auch weiterhin in Haus 11. Der Besuch der
    Berufs­fachschule danach machte dann aber kein Problem mehr. Danach allerdings war
    die Geduld des Caritas­ver­eins beendet, und sie legten es mir doch nahe
    endlich mit dem faulenzen aufzuhören und mir eine Arbeitsstelle zu suchen. Eine
    Ausbildung vom Heim aus ? – damals undenkbar!



    Auch an „unserem“ Friedhof kann ich mich sehr gut erinnern.
    Habe doch auch ich diesen oft genug Winterfest machen müssen! Es gab dort 5 (scheinbar
    kleine Kinder-) Gräber, es wurde tatsächlich aber nur ein einziges Kind dort
    bestattet! Peter Nagel hatte beim Fußballspielen einen Blinddarm­durchbruch erlitten
    und ist kurze Zeit später daran verstorben, und als letzter auf unserem Wald­friedhof
    beerdigt worden. Alle anderen dort bestatteten Toten stammen aus der Zeit vor dem
    Kinder­dorf, als Maria in der Drucht noch ein Flüchtlingsheim war!



    Vieles aus meiner Heimzeit ist in Vergessenheit geraten, vor
    allem kann ich mich nur noch an wenige Namen erinnern. Ich kann mich auch noch
    an Herrn Günter erinnern, mit dem auch ich sehr viel gebastelt habe, ich wusste
    aber nicht das er jemals Hausmeister war. Hausmeister war damals soweit ich
    mich erinnere Herr Meyer (Haus rechts neben der Zufahrt, früher hatte er sein
    Haus auf dem Gelände gegenüber vom Eon-Gaspumpwerk)!



    Was mir aber vom Heim fehlt, ind Bilder. Nicht unbedingt von
    den Kindern, sondern die das Heim selber zeigen. (Spielplatz, Blockhütte und
    die Wohnhäuser) Meine Fotos sind leider verloren ge­gan­gen. Ich wäre dankbar
    wenn noch jemand Bilder aus der damaligen Zeit hätte.