Beiträge von andres

    Hmh,


    im Grunde ist es bei dir, Captain Chaotica, eine besondere Situation.Wie JW1HAL ja schon zitiert hat, schließen sich die beiden Fonds bei institutionellen Missbrauch aus. Nur einer kann in Anspruch genommen werden. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du aber die komplette Grausamkeit mitmachen müssen: einen Heimaufenthalt (Fond Heimerziehung) UND Missbrauch im privaten Umfeld.
    Schließen sich jetzt die Fonds auch noch aus?
    Wenn du es nervlich aushälts dich mit einem 2. Antrag noch auseinanderzusetzen (ich könnte es derzeit nicht!) dann probiere es. Mehr als eine Absage kann nicht kommen. Ich wünsche dir sehr einen Erfolg, aber du musst es durchstehen können, letztendlich bist du und deine Gesundheit wichtiger als das Geld. Eine Entschädigung ist es eh nicht, niemand kann das entschädigen.


    Andres

    ich frage mich wirklich, was mit dem beantragtem und gar schon bewilligtem Geld geschieht, wenn man von seinem Recht auf vorzeitiges Ableben gebrauch macht.
    Sorry!!!


    In der Tat, genau diese Frage stelle ich mir ernsthaft


    Andres, wieso erst im Mai? Hast du den Antrag so spät gestellt?


    Das ganze ist noch viel komplizierter. Ich habe 17 Tage zu spät den Antrag gestellt, weil ich es schlichtweg nicht richtig gewusst habe, nicht wissen konnte und auch nicht wollte. Die Antwort vom Abh war klar, is nix, weil zu spät, aber das Landesarchiv könne ja trotzdem nach meinen Akten suchen und ein Beratungtermin würde ich trotzdem kriegen, das Fahrgeld hierfür, ja, aber sonst nix. Härtefallregelung? Keine Antwort.
    Im Juni 2015 kam dann ein Termin für Mai 2016 (in 11 Monaten!). Kurz darauf auch das Geld für die Fahrtkosten nach der berühmten Schlüssigkeitsprüfung.
    Dann geisterte das ganze mit der Fondverlängerung durch die Presse. Ich wieder Hoffnung geschöpft, aber ewig keine offizielle Antwort. Weil ich keinr Antwort gekriegt hatte, hab ich ne Freundin angehauen die im Landtag arbeitet und die bekam ruckzuck die richtige Auskunft: Trotz Verlängerung und Aufstockung des Fonds West sind keine Neuanträge möglich, aber es gibt sehr wohl eine Härtefallregelung,, die allerdings gut begründet sein muss, am besten mit ärztlichen Attesten, warum man sich nicht rechtzeitig melden konnte. Damit konnte ich allerdings dienen, war ich doch in dem betreffenden Zeitraum wirklich krank. Ich hab also eine lange persönliche Erklärung geschrieben, zwei Atteste beigelegt, abgeschickt und ein weiteres Mal Hoffnung geschöpft. Nach drei Wochen wurden die Atteste zurückgeschickt zusammen mit einem langen Brief in dem mit vielen Worten mir mitgeteilt wurde, dass ein Neu--Antrag leider nicht möglich sei. Kein Wort von Härtefall. Ich war am Boden, zusammen mit Problemen im Job, in anderen Bereichen und vor allem mit der wiederkehrenden Erinnerung (da gibt es noch heute ein paar Nebelbänke, die Seele weiß sich ziemlich hartnäckig und effektiv zu schützen) war alles zu viel für mich. Ich wollte nicht mehr. Die Freundin hat sich wieder eingeschaltet, wie schön, wenn man gute Freunde hat und in der Not bleiben die besten übrig. Ein Abgeordneter hat dann bei einem Termin beim ABH meien Fall vorgetragen und oh wunder, alles war nur ein Missverständnis, ich solle den Antrag so nochmal stellen, der würde dann nach Bonn zum Lenkungsausschuss weitergeleitet und nur die könnten darüber entscheiden. Im Oktober hab ich dann den Anruf bekommen, dass mein Härtefallantrag anerkannt wurde und ich solle mir schonmal überlegen, wofür ich das Geld ausgeben wolle. Meine Frage ob man auch Rechnungen einreichen kann, die schon bezahlt sind wurde bejaht, solange sie nicht älter als 2 Jahre seien. Das mit der Anerkennung hab ich mir noch schriftlich geben lassen, ich traue keinem so richtig.
    Dieses Mal hatte auch ich mal Glück, zufällig die richtigen Leute zu kennen. Was ist mit denen die das Glück nicht haben oder die sich immer noch schämen oder bei denen die Erinnerung erst jetzt einsetzt? Die Dekompensation eines Traumas hält sich nicht an Termine. Alle hätten das Geld verdient.


    Liebe ABH Mitarbeiterein die für mich zuständig ist und die hier vielleicht das alles liest
    Es war mit Sicherheit alles nur ein Missverständnis. Aber ich war völlig fertig und ziemlich sauer und bin es ein wenig auch heute noch. Bitte drehen sie mir keinen Strick daraus, denn den hatte ich zu dem Zeitpunkt schon selber in der Hand und es war ein mehr als saublöder Zufall, ungewollt, das dieser nicht in Form einer Sclinge um meinen Hals lag. Wir sehen und dann erstmalig im Mai



    Andres

    Wahrscheinlich hat man den harmlosesten Leserbrief ausgesucht. Schade zum einen und eine unsägliche Geschichte zum anderen. Die Redaktion muss sich schämen.
    Ganz ehrlich, das hängt auch von der Zeitung ab, in unserer (Badische Zeitung) wäre ein solcher Artikel nicht gekommen und wenn, dann wären alle Reaktionen auch abgedruckt worden. Manchmal entschuldigt sich die Redaktion sogar für einen offensichtlichen Fehlgriff.


    Aber wie schon gesagt, viel schlimmer als die nicht veröffenlichten Leserbriefe ist der Artikel selber, da steckt noch viel Dummheit in den Köpfen.
    Vielleicht könnt ihr offensiv an die Redaktion rantreten? Bietet doch mal ein Zeitzeugengespräch über die Zustände in Burg an. Vielleicht hilfts.


    Andres

    Die
    „Unabhängige zentrale Ansprechstelle für unmittelbar und mittelbar Betroffene einer Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung (Opfer, Angehörige, Zeugen, Täter, Ermittler) im Bereich der Evangelischen Landeskirche ist Frau Dr. jur. Karin Kellermann-Körber (Telefonnummer 07031 7495-17).

    Warum trau ich bloß den unabhängigen Ansprechpartnern nicht. Ist mit Sicherheit einer meiner vielen Fehler.

    Ja ne is klar und wieder mal ne Almosenverteilung für eine nicht gehabte Kindheit.


    Aber danke Dir, auch wenn es mich nicht betrifft.

    Und für eine verkorkste Jugend und einen Schaden im Alter. Mich betrifft es in diesem Fall auch nicht , wüsste jedoch genau was ich mit dem Geld mache.

    Hallo zusammen,


    ich habe folgende Information erhalten die ich hier gerne weiterleite und veröffentliche:


    Die ev. Landeskirche Württemberg hat einen Fond für Opfer sexualisierter Gewalt in Körperschaften und Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und in Mitgliedseinrichtungen des Diakonischen Werkes Württemberg, die der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zugeordnet sind, eingerichtet.


    Die Zahlungen sind auf € 5.000 begrenzt, ein Antrag muss bis spätestens 30.6.2017 gestellt werden, nach den Unterlagen gibt es keine Beschränkung in Bezug auf andere Leistungen z.B. Heimerziehungsfond o.ä.
    Ich habe als Dateianhang einmal das Antragsformular sowie ein Merkblatt hinzugefügt.


    Mich betrifft das leider - wieder einmal - nicht, da ich im falschen Heim war. (gut ich war auch im falschen Heim, aber im Sinne des Antrags im falschen falschen Heim). Ich weiß daher nichts über das Antragsprozedere oder ähnliches.
    Es ist sicherlich ein Almosen, aber immerhin.


    Falls jemand Interesse hat und mit dem Antragsunterlagen nicht klar kommt, kann mir eine PM hinterlassen, ich versuche dann den Kontakt zu demjenigen herzustellen, von dem ich diese Info habe (selber ein Betroffener, ich kenne ihn) - allerdings ohne Garantie.


    Viel Erfolg

    Dazu gab es schon mit der Bundesbeauftragten Frau Neumann-Becker heut ein Gespräch
    dessen Inhalt ich euch kurz mitteilen möchte.


    Hallo Volkmar, ich finde richtig gut was du oder ihr hier aus dem Boden stampft und erreicht. Ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und wenn ich mal in Burg bin würde ich diese Gedenkstätte besuchen.


    Andres

    Lieber Heinz(i),


    ja, mir ist das auch schon aufgefallen, dass viele der Lebenserzählungen sehr ähnlich sind, egal ob Ost oder West; die Farbe des Parteibuchs oder Gesangbuches war anders, aber die Prinzipien ähnlich.


    Mir selber fällt es schwer über meine Geschichte zu schreiben


    Nimm dir alle Zeit die du brauchst. Du schreibst die Geschichte nicht für andere, sondern nur für dich, wir anderen sind dann dir dankbar wenn wir an deiner Geschichte teilhaben dürfen.
    Mach dir keinen Druck, wenn du bereit bist, dann erzähl sie so, wie dir der Schnabel gewachsen ist, dann wird es richtig gut.


    Der Ort wo du das rein stellst ergibt sich dann von selbst oder wir helfen dir gerne die richtige Stelle zu finden.


    Alles Gute und viele Grüße


    Andres

    Und noch eine - wahrscheinlich letzte Geschichte - über mich aus dem Kinderheim Bühr.


    Ich würde mich riesig freuen, wenn andere aus diesem Heim mit mir Kontakt aufnehmen würden und vielleicht auch was schreiben. Gerne auch nur per PN (Private Nachricht) falls ihr nicht gerne in der Öffentlickeit etwas schreibt.


    +++++++++++++


    Meine Entlassung aus dem Kinderheim Bühr ging nach meiner Erinnerung, aber auch nach der Erzählung von anderen ratz-fatz über die Bühne. Ich habe es vielleicht eine Woche, mit Sicherheit keine zwei Wochen vorher davon erfahren. Ich wurde eines Tages in das berüchtigte Büro der Heimleiterin links neben der Eingangstür gerufen. Dort erhielt ich die zu erwartende Standpauke von wegen wie undankbar ich sei, von irgendwelchen Lügengeschichten, die ich erzählen würde (ich hatte keine Ahnung wovon sie redete), aus mir würde sowieso nichts werden und ich würde schon sehen wohin das alles führe, aber auf jeden Fall zu nix Gutem. Bis dahin war also alles normal und dann war ich aus ihrem Büro auch schon wieder entlassen ohne die gewohnten Ohrfeigen, das allerdings war höchst ungewöhlich. Ich wurde dann glaube ich noch eimal beim Essen vor allen anderen rund gemacht, aber das war es dann auch, danach kam nichts mehr. Eigentlich war es weniger als nichts, ich war von da ab Luft, nicht existent. Nicht dass das mir irgendwas ausgemacht hätte, im Gegenteil, aber anscheinend hatten die "Tanten" die Anweisung mich zu ignoriren und vor allem mir nichts mehr zu tun. Befürchteten sie vielleicht irgendwelche sichtbaren Zeichen der Misshandlungen im Heim? Es müssen die besten zwei Wochen dort gewesen sei, ich hatte Narrenfreiheit und war zudem endlich eimal unter den anderen was besonderes, denn ich durfte ja bald raus. Abgeholt hat mich dann bestimmt mein Vater, wer auch sonst - keine Erinnerung mehr daran. Bei ihm durfte ich dann auch noch zwei Wochen oder so bleiben, bevor ich dann wieder in die Wohnung von ...
    ... der Frau geschickt wurde, die mich auf die Welt bringen musste und dann ins Heim gebracht hat.


    Tja und dann musste ich auch wieder in die Schule. 30 - 40 Minuten Fußweg, eine Strecke, auf dem Rückweg meist doppelt so lang ;) . An diesen ersten Schultag kann ich mich allerdings sehr genau erinnern. Ich wurde vor die Klasse gestellt und mit den Worten vorgestellt: "Das ist Andres, der ist ab jetzt bei euch(!) in der Klasse. Vorher war er in einem Erziehungsheim". Vielen Dank, aufgrund der hervoragenden und einfühlsamen Pädagogik hatte ich dann gleich mein Stigma fast bis zum Ende (habe ich an irgendeiner Stelle eigentlich schon mal erwähnt, dass ich Lehrer hasse?). Ich wurde in die hinterste Reihe rechts in eine leere Bank gesetzt und da blieb ich im großen und ganzen die restliche Zeit. Ab und an wurden Störenfriede zur Strafe neben mich gesetzt, meist nicht lange. Freunde hatte ich keine, oder erst am Ende der Hauptschule in der Klasse. Ich war ein Einzelgänger, verhaltensgestört, lernbehindert, ungeschickt, unsportlich, unattraktiv, schlecht gekleidet (meine Anziehsachen kamen meist von der Kleiderspende der AWO). Beim Schulsport war ich immer der letzte der in eine Mannschaft gewählt wurde, ich konnte keine Bälle fangen. (Sehr viel später, bei der Bundeswehr, als man meinte meine Schießausbildung sei Munitionsverschwendung, hat man einen simplen Grund dafür gefunden, ich hatte einen Sehfehler, den man als Kind ganz leicht mit einer Brille dauerhaft hätte korrigieren können. Allerdings haben die sich beim Bund getäuscht: Im Ernstfall hätte ich, Brille hin oder her, sehr wohl gewußt auf welche Leuteschinder ich schießen muss und auch getroffen). Meine Schulzeit am Anfang habe ich abgesessen. Unbeteiligt, unauffällig, froh wenn ich nichts gefragt wurde.


    Nach ca. 8 Wochen kam nochmal so eine Tussi vom Jugendamt vorbei, darüber gibt es meinen letzten Akteneintrag und ich kann mich sogar an die Szene erinnern. Die Frau bei der ich wohnte hat sich anscheinend bitter über mich beklagt. Ich sei faul, ungezogen, würde keine Hausaufgaben, dafür immer noch ins Bett machen. Wobei das mit den Hausaufgaben hat die Frau eh nur registriert, wenn mal wieder ein Brief aus der Schule kam. Ich würde auf keine "Erziehungsmaßnamen" reagieren. Damit hatte sie womöglich recht, ich bin von Profis gedemütigt und geschlagen worden, alles was diese Frau hinterher versucht hat, war unterste Amateurliga und konnte mich gar nicht mehr beeindrucken. In der Akte steht

    Zitat

    Sie sieht viel zu viel schlechtes in dem Jungen

    , aber auch

    Zitat

    Der Junge ist schwierig und nützt die Unsicherheit der Mutter aus

    Wie bitte? Ich war noch nicht mal 11 und sie bald 40. Wer wurde hier benutzt, ausgenutzt? Aber klar, das Heimkind war schuldig.
    Und dann kommt in der Akte der Hammesatz:

    Zitat

    Ins Heim will er auf keinen Fall wieder zurück

    Hallo? Mir wurden Vorwürfe gemacht, weil ich so schlecht bin und dann werde ich mal so eben gefragt (oder war es eine Drohung) ob ich wieder ins Heim wolle?
    Natürlich wollte ich nicht mehr ins Heim zurück, wo man geschlagen wird, zu der Hexe die kleine Kinder frißt.
    Natürlich wollte ich wieder ins Heim zurück, denn da kannte ich meine Rolle und hatte wenigstens andere Kinder die mit mir redeten, mit denen ich manchmal spielen konnte. Die Schule dort war genau so scheiße und ich genau so lethargisch, aber in der Pause hat man mich in Ruhe gelassen, denn da waren immer noch die älteren Bühr-Kinder. Und egal welchen Status ich intern hatte, nach aussen hin wurde ich beschützt.
    Aber die erfahrene Sachbearbeiterin wäre solch differnzierten Ansichten unsicher gegenüber gestanden. Zu ihrer Entschuldigung muss man vielleicht sagen, dass ich damals vielleicht auch noch nicht differenziert formulieren konnte. Zum Schluß stand der Hinweis ans Amt "Laufende Betreuung notwendig" Von wem eigentlich? Von mir oder der Frau? Aber eh egal, danach ist "laufend" nie wieder jemand aufgetaucht.
    Meine Heimzeit war mit der Entlassung also noch lange nicht vorbei. Und ich entdecke jetzt Verhaltensweisen an mir, die ein ganz typisches Muster ergeben. Schauderhaft.


    Ich habe hier im Forum ettliche Geschichten von Heimkindern gelesen, die viel mehr durchgemacht haben müssen, von getrennten Geschwistern, von Aufenthaltsstakaten vom Kleinkindalter bis zum Ende der Ausbildung, von noch mehr Gewalt, von noch mehr Missbrauch und ich frage mich ob es irgendwo eine Grenze der Leidensfähigkeit gibt? Hätte ich noch mehr ertragen können, wäre ich abgestumpfter?
    Es gibt einige wenige Einträge hier im Forum, viel zu wenige, wo sinngemäß steht: Meine Heimzeit war die beste Zeit in meinem Leben, klar war es manchmal hart, aber wir wurden mit Respekt behandelt, hatten unsere Pflichten aber auch unsere Rechte, wir haben lernen müssen miteinander umzugehen aber durften auch Kinder sein.
    Ich denke in so einem Heim wäre ich gerne gewesen und es wäre bei weitem besser als im "Da-Heim" gewesen. Aber ausgerechnet das Kinderheim Bühr?

    Es ist dreckiges Geld für eine verkorkste Kindheit.


    Ich nehm es gerne da es mir gut tut eine 4 Wochentour durch
    Norwegen zu machen.


    Beide Sichtweisen sind richtig und schliessen sich nicht mal aus. Es ist dreckiges Geld, es ist bei weitem keine Entschädigung und wird niemals eine Wiedergutmachung sein. Zumindest bei mir kann man nichts wiedergutmachen.
    Trotzdem habe ich keine Bedenken das Geld mitzunehmen. Kein Reicher, kein Bänker oder Vorstandsvorsitzender hat irgendwelche Skrupel Geld mitzunehmen dass er nicht einmal verdient hat. Wir haben uns das Geld verdient, bitterst!


    OEG wird bei mir scheitern, weil ich keine Zeugen nennen kann. Alle die es bezeugen können sind die Täter und ich kenne nicht einmal mehr ihre Namen


    Ich werde mir - wenn es denn kommt, denn ich habe das Gespräch und die Schlüssigkeitsprüfung und alles noch vor mir - gutes Kutschgeschirr für einen Zweispänner kaufen, das wollte ich schon immer und kostet bald soviel wie ein billiger Kleinwagen.


    Meine Gedanken gehen an die, die warum auch immer, sich nicht rechtzeitig gemeldet haben, weil sie nicht konnten, weil sie nicht wollten oder weil sie (im Westen) nach erst nach 1975 gequält wurden. Die bekommen nicht mal das Almosen und bleiben mit Ihren Erinnerungen womöglich allein und sind verbittert. Mir ging es so, als ich am Anfang hier im Forum über die Ideen zur Verwendung gelesen habe und wütend war, nicht weil ich es niemanden gegönnt hätte, sondern weil ich ausgeschlossen war. Mein Härtefallantrag wurde erst im Herbst überhaupt angenommen und ich brauchte auch Unterstützung damit dies geht. Ich denke da an zwei Landtagsabgeordnete der Partei, die in Ba-Wü den Ministerpräsidenten stellt, die sich für mich eingesetzt haben. Ich werde auch daran denken, wenn in kürze hier Landtagswahl ist.


    Andres

    Meist schluchzte ich dann leise unter der Decke in mich hinein, so dass man mich auf dem Flur nicht hören konnte.


    Ich hatte stets und ständig einfach nur den Wunsch, allen gerecht zu werden, um bloß keine Strafen zu bekommen. Aber irgendwie gelang mir das nie. Ich sprach nicht, ich spielte nicht, ich sah mir Bücher an und träumte mich oftmals in die Bilder hinein.


    Ich fand keine Freunde unter meinen Mitschülern....


    Seltsamer Weise erinnere ich mich an keine gute Stunde im Heim, obwohl es die sicher gegeben hat. Die Angst und die Schrecken der Zeit haben mich geprägt. Ich bin noch heute stets bemüht, allen gerecht zu werden und fühle mich absolut schlecht, wenn ich einmal "versage" und ich fühle mich sehr schnell als Versager.


    Manchmal habe ich das Gefühl, dieses kleine Mädchen hat sich von mir abgespalten und ist noch heute in diesem Heim und wartet sehnsüchtig darauf, befreit zu werden. Oftmals, auch nach 51 Jahren, träume ich davon, dass ich (im aktuellen Alter) vor dem Heim stehe, an die Tür klopfe und das Mädchen schreien höre. Ich will sie rausholen, aber niemand öffnet. Stattdessen höre ich in der Ferne Gelächter, was immer näher kommt, bis dieses Gelächter lauter ist, als das Schreien.....


    Und die Namen sind andere,
    und die Orte sind andere,
    und die Geschichten sind andere,
    selbst die Staaten sind andere.
    Aber immer wieder, immer wieder, geht es mir so, als hätte ich jeden dieser Sätze und andere Sätze selber geschrieben.
    Ich könnte schreien ...

    Ich habe jetzt hier schon viel über die verschiedenen Heimtypen oder träger gelesen. JW1HAL: vielen Dank für deine Links über das Heimsystem in der DDR.


    Das Kinderheim Bühr war in Bezug auf den Träger etwas spezielles. Es gehörte zum Verband der Privaten Kinderheime, war also in privater Trägerschaft.
    Das ist jetzt nicht zu verwechseln mit Privatheimen oder Internaten, in die die Superreichen ihre verwöhnten Sprösslinge abschieben, damit sie dort Kontakte zu den zukünftigen Superreichen bekommen (aber in Deutschland gibt es ja keine Vetterleswirtschaft).
    Auch in private Kinterheime wurde man von Amts wegen eingewiesen vom Familiengericht auf Antrag der Jugendämter und sie standen unter staatlicher Aufsicht. Theoretisch. Praktisch hat man wahrscheinlich übeprüft ob die Steuern bezahlt wurden (* dazu noch eine Anmerkung).


    Und warum kommt man auf die Idee ein Kinderheim zu eröffnen um sich mit vielen Kindern aus sogenannten Problemfamilien zu beschäftigen. Ganz sicher aus altruistischen Gründen, weil man das Leid der armen Kinder verbessern will und auch diesen ausgestoßenen Kindern eine gute Erziehung angedeihen zu lassen. Ganz bestimmt war das so. Oder?


    In der Waiblinger Kreiszeitung vom 27. Juni 1972 fand ich im Lokalteil einen Bereicht über fehlende Pflegefamilien im Landkreis. In dem Bericht stand weiter, dass der Kreis im teuersten Kinderheim einen Tagessatz von 45 DM pro Kind bezahlen muss. 45 DM. Das Kinderheim Bühr war nun nicht das teuerste Heim, also geh ich mal von 2/3 also 30 DM aus. In dem Heim, ich habe es mal mit anderen Mitopfern versucht zu überschlagen, gab es zwischen 50 und 70 Plätzen. Genaue Zahlen haben wir nicht. Also gehe ich mal von 50 Kindern aus.
    50 x 30 = 1.500 DM/Tag das macht im Jahr 547.000 DM. Eine halbe Million pro Jahr, das war in den 70er Jahren so viel, wie ein guter mittelständiger Betrieb Umsatz hatte. Es ging also ums Geld. Wir waren Positionen in einer Einnahmen-/Ausgaben-Rechnung. Die Einnahmen waren klar, jetzt muss man nur die Ausgaben reduzieren. Und das konnte die Heimleiterin, sie war ja in Schwaben, da lernt man das sparen. Sie konnte genauso gut sparen, wie sie brüllen und schlagen konnte. Manchmal, nur manchmal, hätte ich mir gewünscht ich wäre in einem konfessionellen Heim gewesen, da wäre ich auch gedemütigt und geschlagen (und weiters) worden, aber ich wäre wenigstens eine verlorene Seele, die man retten oder vom Teufel befreien muss gewesen. Im Kinderheim Bühr hingegen waren wir nichts weiter als Objekte, Gegenstände in einer Pfandleihe die man irgendwo abstellt. Sonst nix.


    (*Anmerkung: selbst die formalen Sachen wurden nicht richtig überprüft. Einer der anderen Opfer aus unserem Heim hat erzählt, dass er Schwierigkeiten hatte, seine Zeiten im Kinderheim Bühr gegenüber dem Fond nachzuweisen. Er war bis zum Schluß Mitte 74 im Bühr und kam zusammen mit ein paar anderen dann in das andere Kinderheim in Neustadt. Aber für die Bühr Zeiten gab es keine Belege und er war auch nicht auf der Gemeinde in Neustadt angemeldet mit Wohnsitz und so. Was auch immer die Bühr sich dabei sparen wollte. Er konnte seinen Aufenthalt dann glücklicherweise dann noch anhand von Akten der Schule beweisen)

    Eine der Spätfolgen meiner Heimzeit ist, dass ich erstmal niemanden mehr traue, fatalerweise auch mir selber nicht (dazu kommt noch dass wenn ich mal zu jemanden Vertrauen gefasst habe ich ziemlich gutgläubig - andere sagen naiv – bin, beides zusammen ist eine verheerende Kombination). Was soll ich also anfangen mit Erinnerungen, die ich nicht gerufen habe, die ich überhaupt nicht gebrauchen kann, die heftig sind und ich stelle mir die Frage „kann das denn überhaupt stimmen?“
    Eine andere Spätfolge beruht auf der Erfahrung, dass man Heimkindern eh nicht glaubt, glaub ich mir selber? Vielleicht ist das der Grund warum ich immer so sehr auf der Suche nach Akten, nach Beweisen bin. „Seht her, hier ist ein Urteil, im Kinderheim Bühr wurden Kinder misshandelt. Glaubt ihr mir jetzt?“.
    Meine Erinnerungen sprechen von Schlägen ins Gesicht oder seltener aber dafür umso eindringlicher von Schlägen mit dem Gürtel auf den nackten Hintern (und das Arschloch hat voll durchgezogen) und vor allem von Demütigungen (die Erinnerungen könnten vielleicht auch noch von Missbrauch reden, aber daran will ich mich nicht und werde ich mich nicht erinnern und vor allem werde ich es nicht aufschreiben). Und in den Erinnerungen waren die Demütigungen schlimmer; an die Schläge konnte man sich gewöhnen, sie haben wehgetan, aber irgendwann war der Schmerz vorbei und man konnte auch versuchen ihnen aus dem Weg zu gehen. Die Demütigungen trafen mich zumindest immer tiefer, unvorbereitet, unvermittelt und der Schmerz war anders, hinterhältiger und vor allem dauerhaft.
    Und gleich mit der Erinnerung kommt immer sofort auch die Frage „Warum“ hinterher.
    Bringt doch nichts, diese Frage, wird mir oft gesagt, ist alles Vergangenheit, lässt sich nicht mehr ändern. Richtig, aber genauso hinterhältig wie sich die Erinnerungen ins Hirn schleichen, drängt sich halt auch diese Frage in den Vordergrund und will einfach nicht verschwinden.
    Also gut, dann stelle ich halt mal die Frage warum kam ich 1970 ins Heim und die Erinnerung gibt mir ganz schnell die Antwort: weil du nicht brav warst, weil du nicht gehorcht hast, weil du gebrüllt und deiner Mutter das Leben schwer gemacht hast, weil du böse warst. Und auch damals war einem knapp 7 jährigen klar, auch ohne Fernsehen, Polizeiruf 110, SoKo Dingenskirchen, etc., wenn man böse ist kommt die Polizei und man muss ins Gefängnis. Es kam zwar nicht gerade die Polizei und das Heim hatte auch keinen Stacheldraht auf den Mauern, aber im Großen und Ganzen stimmte das Bild.
    Aktion – Reaktion!
    Und was sagen die Akten? Die Akten lügen nicht, nur manchmal muss man halt sie richtig lesen. Die Akten erzählen eine etwas andere Geschichte, am Anfang ist in einem psycholog. Gutachten (da war ich 6) auch viel von meiner Mutter die Rede und da lese ich solche Sätze:

    Zitat

    eine gewünschte Abtreibung konnte nicht realisiert werden

    Das habe ich nicht gewusst, es hat mich erschüttert, aber nicht wirklich überrascht, denn gefühlt hatte ich das irgendwie immer.
    Oder aber:

    Zitat

    Die Mutter erschien schlecht gekleidet, ungepflegt und roch stark

    Daran konnte ich mich allerdings erinnern; später als ich aus dem Heim wieder „zuhause“ sein musste, durften mich keine anderen Kinder besuchen, denn die Wohnung war ziemlich versifft und als Jugendlicher, als mir diese Frau nichts mehr vorschreiben konnte, habe ich mich zu sehr geschämt, als dass ich jemand mitgebracht hätte.
    Natürlich ist in den Akten hauptsächlich von mir die Rede. Z.B. 1969 – vor dem Heim

    Zitat

    Er zeigt sich während der Untersuchung recht willig und anstellig und ist sehr kontaktfreudig. Wenn er gefragt wird, antwortet er bereitwillig und ohne zu zögern. Der Junge ist aufgeweckt und interessiert … Die Untersuchen der intellektuellen Fähigkeiten erbrachte eine dem Alter voll entsprechende Intelligenz

    In dem Gutachten wird festgestellt dass mich die „Abnormität der Familiensituation“ überfordern würde und es müsse eine Lösung her „die dem Jungen eine harmonische Umgebung bringen sollte.“ Ich kann irgendwie sogar nachvollziehen, dass mich das Jugendamt von „zuhause“ rausholen wollte. Eine harmonische Umgebung fanden sie dann allerdings ausgerechnet im Kinderheim Bühr. Gut 18 Monate später steht in den Akten

    Zitat

    A. ist in der Schule nach wie vor schlecht. Er hat inzwischen auch jegliches Selbstvertrauen verloren

    … und etwas später …

    Zitat

    Der körperlich sehr zarte Junge tut sich unendlich schwer unter Gleichaltrigen

    Ja, und noch schwerer tat ich mich unter den Älteren, also den meisten anderen in diesem Heim für die ich das gefundene Opfer war. Alles schön dokumentiert. Mit Aktenzeichen und Eingangsstempel versehen und akkurat abgeheftet, denn Ordnung muss in den Akten sein. Und Fragen stellt man nicht in Jugendamtsstuben woher so schnell eine Verhaltensänderung auftritt.
    In der Grundschule gab es damals noch Noten für Verhalten und Mitarbeit. Das Verhalten war gut, die Mitarbeit noch befriedigend oder unbefriedigend. So viel zum aufgeweckten und interessierten Jungen. Ob da wohl irgendwas passiert sein könnte in der Zwischenzeit?
    Die 3. Klasse musste ich wiederholen. Herbst 1973 wurde ich dann ganz plötzlich entlassen, Mitte 74 das Heim geschlossen (wegen dem Gerichtsverfahren wegen Kindesmisshandlung? Ich weiß es einfach nicht). „Zuhause“ hatte sich nichts verändert, nur ich mich gewaltig. Und dann habe ich irgendwann rebelliert. Mit 15 zwei Mal vor Gericht wegen Ladendiebstahl und Einbruch – eine klassische Heimkarriere eben. Mit 16, nach der Hauptschule, ohne Aussicht auf eine Lehrstelle, so war das damals Ende der 70er Jahre im goldenen Westen. Immerhin war ich noch schulpflichtig und musste jeden Tag ziemlich weit in die nächste große Stadt in eine Berufsfachschule zur Vorbereitung auf das Arbeitsleben, in der ich, weg von zuhause und ohne das mich jemand kannte, plötzlich Klassenbester wurde und dann doch einen ganz anderen Weg eingeschlagen habe. Mit 16 bin ich vor der Vergangenheit davongerannt, mit 25 hatte ich sie vergessen, bin aber aus Gewohnheit weitergerannt, immer wieder gestolpert, aufgestanden und weiter und weiter. Und niemals hatte ich bemerkt, dass die Vergangenheit immer drei Schritte hinter mir gewesen ist. Bis zum letzten Stolpern, da hat sie mich eingeholt.


    Und nun, was sind nun diese Erinnerungen wert? Nichts!
    Stimmen sie? Wer weiß das schon.

    Irgendwann muss ich ja mal den Anfang machen. Also gut:
    Ich war von 1970 bis Herbst 1973 in diesem Heim, oder Anstalt oder wie immer man diesen Laden auch nennen soll. Also ziemlich am Ende dieser Einrichtung die es ja wohl schon seit der Nachkriegszeit gab.
    Wer zu dieser Zeit da war, wird sich vielleicht an mich erinnern: ich war der jüngste unten und das letzte Kind das dort eingewiesen wurde. Nach meiner Erinnerung kam nach mir noch ein Mädchen mit einer Brille und zwei langen Zöpfen, die die ganze Zeit nur geweint hat, aber sie hatte wohl Glück und war nach kurzer Zeit wieder draußen. Geweint habe ich allerdings dort auch viel, bis ich irgendwann keine Tränen mehr hatte. In diesem Heim wurde mir meine Kindheit gestohlen und meine Jugend vergiftet, davon vielleicht später.


    Wart ihr auch in diesem Heim? Habt womöglich sogar noch Bilder? Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in Kontakt kommen. Ich habe sporadisch noch Kontakt zu ein paar weiteren Opfern aus dieser Zeit. Und ich habe gesehen, dass hier im Forum 2 weitere sind die eher in der Anfangszeit im Heim waren, als es einen Herrn Reichert noch gab, der dann später ein anderes Heim aufgemacht hat. War damals die Heimleiterin auch schon so sadistisch und die Atmosphäre so gewalttätig?


    Mich interessiert noch eine Frage: 1974 stand die Frau Bühr wegen Misshandlung von Kindern vor Gericht. Weiß jemand etwas näheres und wie es ausging? War dies der Grund warum das Heim 1974 geschlossen wurde?


    Ich freue mich auf viele Antworten
    Andres

    Geld kann nichts, aber auch gar nichts wieder gut machen! Zu dem Thema habe ich woanders schon mal einen langen Text geschrieben, weiß grade nicht mehr in welchem Thread das war. Die Seele vergisst nicht, was ihr widerfahren ist. Tief im Unterbewusstsein ist alles gespeichert und kommt in den meisten Fällen eines Tages wieder hoch. Nicht unbedingt alles, aber Teile davon ganz bestimmt, nach und nach ein bisschen mehr... Klar kann man vieles verdrängen, das passiert teilweise ohne dass man es merkt, da es ein Schutz-Mechanismus unserer Psyche ist. Dissoziieren nennt sich das. Wären wir Menschen dazu nicht in der Lage, könnten wir so manches gar nicht überleben. Wir würden gänzlich dran zerbrechen, gerade in jungen Jahren wenn die Seele und Persönlichkeit noch nicht gefestigt sind.


    Genau so ist es! Mehr und besser kann man es nicht sagen!

    Was ich ganz schwierig fand: ich fülhte mich bezahlt!!!


    Nein, du wurdest nicht bezahlt, es ist keine Wiedergutmachung, auch kein Schmerzensgeld. Es ist vielleicht ansatzweise ein Schuldeingeständnis des Staates und der Gesellschaft das sie versagt haben. Es zeigt deine Grosszügigkeit es angenommen zu haben, aber dsa schlechte Gewissen lass ruhig bei denen!


    (Ich habe erst im Mai mein Gespräch und hoffe allerdings dass ich etwas kriege, ich kann es gut gebrtauchen!)

    Liebe Angi90, lieber Volkmar,


    das bringt mich zu einer Frage, die ich schon geraume Zeit habe und die mich interessiert. Bestimmt steht es irgendwo im Forum und ich habe es nur nicht gefunden.
    Also eine "Wessi" Frage: was war eigentlich ein Spezialkinderheim? Und wie haben die sich von anderen Heimen in der DDR unterschieden?


    Dank schon mal für die Antwort


    Andres