Gute Heime, schlechte Heime (abgetrennt aus => Heute habe ich mal eine Frage an Euch alle hier ...)

  • Ich habe mir eure Beiträge sehr aufmerksam durch gelesen und muss sagen das ich bei weiten nicht mit allem mitgehen kann was man hier geschrieben hat.
    Gut es gab "Gute" und "schlechte" Heime. Ich muss da wohl das Pech gehabt haben das ich nur "schlechte" Heime erwischt habe.
    Oder lag es daran das ich aus den Osten gekommen bin und somit auch nur die Heime kennenlernen durfte.
    Nachdem man mich tiefgründig im Kopf untersucht hatte mit allerlei Medizin, so steht es zumindest in den Unterlager der Klinik die ich mir besorgen konnte, leider aber ohne Bezeichnung der Medizin. Steckte man mich mit 8 Jahren in ein Heim. Doch welche Kind bleibt schon gern im Heim wenn die elterliche Wohnung nur einen Katzensprung weit entfernt liegt. So kam ich dann schon mit 9 oder 10 Jahren in mein erstes Spezialkinderheim.
    Die Gegend war schön, aber was nützt eine schöne Gegend wenn man sich nicht an dieser erfreuen kann oder zumindest alles getan wird das solch eine Freude nicht aufkommen kann. Alles lief ab, in schöner Zweierreihe, wie bei der Armee. Ob zum duschen oder Toilette oder zum spazieren. Beim geringsten Verstoß gab es eine Kopfnuss. Natürlich hatte man vergessen den Schlüssel aus der Hand zu legen. In der Heimschule brauchte der Lehrer fast jede Woche einen neuen Zeigestock.
    Besonders schlimm waren die nächtlichen Besuche die so mancher Junge bekam von einem Erzieher oder Erzieherin. Ich wollte damals nach einem nächtlichen Besuch durch einen Erzieher tags drauf aus dem Heim abhauen. Fand aber keinen weg. Da die Türen zugeschlossen waren und zusätzlich noch die Fenstergriffe abgeschaut waren.
    Schon damals wusste ich das ein Heim nicht gut sein kann, soweit wie ich es damals mit meinem Alter auch beurteilen konnte und einschätzen konnte.
    Wir sind hier nicht in den Ferien in ein Ferienlager gefahren. Vom Pionierferienlager "Artek" hatte ich damals noch nie etwas gehört.
    Die Ferien nur im Heim und alles war immer abgeschlossen, so verbrachten wir die Sommerferien, acht Wochen lang. Egal was für ein Wetter war. Frischluft gab es nur sehr wenig natürlich sind wir auch mal in Freibad gelaufen 3 km hin und auch wieder zurück und nur auf Kommando 5 Minuten ins Wasser.
    Dafür durften wir aber bei den Nachbarn die Bauern waren fleißig auf den Feldern mitarbeiten. Natürlich Umsonst. Ich kann nicht sagen das wir etwas für unsere Arbeit bekommen haben.
    Das war nur ein Heim, aber es ging weiter, es folgte Heim auf Heim bis man das alter erreicht hatte und in den Werkhof gekommen ist. Das einzigste was vielleicht in den Heimen Gut war ich durfte alle Arrestzellen kennenlernen.
    Für mich gab es kein "gutes" Heim. Aber das ist mein Fall, so kann es bei jedem anders aussehen. Es sind doch alle Einzelschicksale und als solches muss und sollte man diese auch sehen.
    Das einzigste was ich in den Heimen wirklich gelernt habe, war die Menschenkenntnis, eine Menschenkenntnis die mir in meinem späteren Leben oft ein guter Wegbegleiter gewesen ist.
    Volkmar

  • Für mich gab es kein "gutes" Heim. Aber das ist mein Fall, so kann es bei jedem anders aussehen. Es sind doch alle Einzelschicksale und als solches muss und sollte man diese auch sehen.
    Das einzigste was ich in den Heimen wirklich gelernt habe, war die Menschenkenntnis, eine Menschenkenntnis die mir in meinem späteren Leben oft ein guter Wegbegleiter gewesen ist.



    genauso ist volkmar...mein bruder hat leider auch solch heim und jugendwerkhof kennenlernen müssen ...leider lebt er nicht mehr und ist an den ganzen folgen auch sehr krank geworden und früh verstorben ...hinter jeden einzelnen heimaufenthalt steht ein kinderschicksal egal ob es von daheim aus nicht gut ging oder man aus politischen gründen ins heim gesteckt wurde... ich empfand das heim auch nicht als gut weder das spezialheim, das durchgangsheim alt-strahlau noch das letzte heim... würde ich anders denken hätte ich nicht in der anlaufstelle zugesagt das ich mitmachen werde... und nach artek oder in andere ausländische kinderheime usw. kamen auch ausgewählte linientreue kinder..ich war leider auch keines da ich schon sehr früh mitbekam das einiges nicht richtig laufen konnte...


    so ich schau morgen wieder kurz rein... danke für eure antworten...

  • Und hier möchte ich mich Matti mit ihren Aussagen anschließen



    Und gleich eine Geschichte zum Thema Kinderheim und JWH,
    zum besten geben



    Als ich 19.70 in den JWH Eckartsberga kam.
    Kam ich als Lehrling zu den Maurern, zu Herr Schneider.
    Unsere Aufgabe war es im Werkhof alle Sachen zu erledigen,
    was Häuser und alle anderen Objekte betraf zu erhalten und zu erneuern.
    Und dann war es vor dem Mai, Anfang 70 wo uns mitgeteilt wurde.
    Wir müssen dass Hauptgebäude neu verputzen, und die Küche renovieren.
    Da wir aber wussten das jeder Tag wo ein Gerüst länger steht ein Haufen
    Geld kostet. Wollten wir das Heim unterstützen, da uns auch eine fette Prämie
    zugesichert wurde. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, das hieß die Eimer
    mit Mischung in den dritten Stock über eine Rolle am Dachsturz angebracht
    hochzuziehen. Ihr könnt euch vorstellen wie das ausgesehen hat ?
    Wir waren alle so um die 16 Jahre alt, natürlich solche Hemden.
    Und Tag und Nacht den Kalk und Zement auf der Hand, bei Wind und Regen.
    Wir hatten hinterher geschwollene Hände, den Arbeitshandschuhe gab es
    um meine Zeit dort nicht.
    Unsere Mühe hatte sich gelohnt, wir wurden vor den gesagten Termin mit dem Bau und Küche vertick.
    Dann mussten wir den nächsten Tag auf den Appellplatz
    vor dem Haus zur Belobigung antreten. Und jetzt haben sie die Katze aus den Sack gelassen.
    Für jeden gab es eine Schachtel Salem,. im Osten damals 1,60 DM Zigaretten.
    Und für die Ganze Maurergruppe ein Kasten Limo.
    Und jetzt kochte so langsam die Wut in meinen Bauch, und ich dachte ich muss gleich
    im Erdboden versinken.
    Ich dachte die Schämen sich nicht mal, uns mit ein paar Piepen hier abzuspeisen ?
    Keiner der Truppe machte seinen Mund auf, und alle nahmen ihr Schicksal so in Kauf.
    Aber nicht mit Herrn König, so nicht.
    Ich meldete mich, und trat einen Schritt vor die Front.
    Dann bekamen sie dass zu hören was von denen keiner hören wollte.
    Und zum Schluss meiner Rede, unterbreitet ich der Heimleitung einen Vorschlag.
    Das die Truppe sich einen schönen freien Tag machen sollte, mit besuch
    im Zoo in Halle. Und als danke schön 100 Mark für alle.
    Daraufhin ging ich als Redellsführer das erste mal nach Torgau.
    Als ich von dort wieder zurück kam , hat meine Truppe genau das erlebt was ich
    vorgeschlagen hatte. Ist doch unglaublich oder nicht ?????????????????
    Das nächste mal ging es dort hin, weil ich ein Verhältnis mit unserer FDJ
    Sekretärin hatte,und ...........und..........und.
    Und jetzt die Frage an alle hier im Forum, rechtfertigt das oder soll das ein
    Grund für die Einweisung in den Geschlossen Werkhof Torgau gewesen sein ?
    Übrigens den Appellplatz gibt es noch heute, bloß mit Gras überwuchert.
    Den hat der Jacky damals gepflastert und er steht heute noch.
    So das soll es für heute gewesen sein, ich musste es mir einfach mal von der Seele schreiben.
    Nach so vielen Jahren der Heimzeit.


    Gruß euer Jacky2012

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