Kinderheim Berlin Haus Conradshöhe

  • Haus Conradshöhe
    Eichelhäherstraße 19
    13505 Berlin


    Telefon 030/ 4380050
    Telefax 030/ 43800530
    Email: verwaltung@haus-conradshoehe.de


    http://www.haus-conradshoehe.de





    Hier kannst du alles posten, an was du dich aus deiner Heimzeit erinnerst, zum Beispiel wann du dort gewesen bist, was du dort so alles erlebt hast, an wen du dich noch erinnerst, wen du gerne wieder treffen möchtest oder zu wem du vielleicht noch Kontakt hast. Alles was du hier schreibst, kann dann auch über die Suchmaschinen gefunden werden. Einer muß wohl den Anfang machen, also trau dich! Denn somit könnte man auch dich finden!

    Wer lesen kann ist klar im Vorteil!


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  • Das Kinderheim Haus Conradshöhe war von August 1980 bis ca Juni 1990 mein Zuhause (mehr oder weniger). Aufgenommen wurde ich als Zehnjährige in der Gruppe Pinguin. Diese Gruppe wurde gerade neu im Kinderhaus eröffnet. Das Heim war damals unter der Leitung von kath. Ordensschwestern. Es gab lediglich zwei Nonnen, die wirklich lieb und verständnisvoll zu uns waren. Alle anderen Nonnen waren sehr streng und wen sie von uns Mädchen besonders im Visier hatten, haben sie systematisch kaputt gemacht. Die gelegentlichen Backpfeifen waren da noch harmlos.
    Im Kinderhaus gab es wenigstens noch "weltliche" Erzieher, aber als die Gruppe Pinguin aufgelöst wurde, weil die Nonnen der Meinung waren, diese Kindergruppe bestand aus zu vielen "Chaoten", kam ich 1985 als Fünfzehnjährige ins Haupthaus zu Schwester Margit in die Gruppe Rafael, eine Gruppe aus dem Verselbstständigungsbereich. Schwester Margit hatte eine heimliche Beziehung zu der Oberschwester des Heimes, Schwester Antonilde.


    Schwester Antonilde ist bekannt unter allen ehenaligen Heimbewohnern dieses Heimes, sie galt als sehr dominanter Hausdrachen und ich habe sie auch genau so erlebt und unter ihr sehr viel erleiden müssen. Die anderen Schwestern waren nicht immer mit ihr auf einer Linie, aber trauten es sich auch nicht, ihr die Meinung zu sagen. Selbst das "weltliche" Personal der Heimleitung kroch ihr leider in den ..... . Also hatte ich keine Chance auf offene Ohren und erst recht nicht auf Hilfe.
    Die Obernonne hatte auch noch ein anderes Problem. Sie hatte ein Alkoholproblem und das versuchte Schwester Margit bestens zu verstecken, aber wir Mädels waren weder blöd noch blind. So bemerkten wir die heimliche Liebschaft und auch das heimliche Getrinke auf dem Balkon der Sakristei...letzteres war sowieso ein sehr ungünstiger Ort, denn es kamen genug Kinder dran vorbei..


    Jedenfalls habe ich, nachdem ich im Jahre 1990 als UVB entlassen wurde, erstmal viele Jahre gebraucht, um heute so offen über mein Leben in diesem Heim zu sprechen. Das UVB hat man mir in den Entlassungsbericht reingeschrieben, weil ich heimlich einen Freund hatte (mit 20 Jahren!!). Oh, war da die Hölle los...wie konnte ich heimlich einen Jungen von außerhalb de Heimes zu mir einladen oder bei dem hin, folgend einer Einladung seiner Eltern...oh weia.


    Es gab natürlich nicht nur schlimme Erlebnisse. Nein, ich kann mich auch noch an viele lustige Momente erinnern, wie zum Beispiel an unsere Tricks, wie wir die uns ständig belauschende und draussen heimlich folgende Schwester Antonilde durch Zickzacklauf und schnell in den Bus springen los wurden...oder es wurde einfach die Stereoanlage aufgedreht, wenn wir sie an der Tür bemerkten. Also haben wir auch oft unsinnige Themen genommen, um sie zu veräppeln.


    Gut war auch das große Heimgelände mit dem riesigen Fußballplatz und den Obstbaumalleen neben Gemüsebeeten. So kamen viele Stadtkinder dahinter, daß sich zB die Möhren eben nicht von alleine im Supermarkt in eine Plastiktüte packen und ins Regal legen. Tiere hatten wir auch im Gelände. Es gab ein Gehege hinter dem Kinderhaus mit Hühnern und Enten, sowie Boxen für Kaninchen. Gelegentlich tauchte auch eine Katze auf und fühlte sich bei uns so wohl, daß sie einfach blieb, bis die eigentlichen Besitzer sie suchten. Meistens wußten die Besitzer schon, wo sie nach ihrer Katze suchen mußten.


    Bis zum Havelufer war es auch nicht weit. Dorthin sind wir immer mit unseren Fahrrädern und an der kleinen Bude waren wir schnell unser Taschengeld los, wenn wir nicht aufpassten...naja, welches Kind kann schon Pommes und Eis widerstehen :P :D


    Einmal gab es ein besonders spannendes Erlebnis...wir haben eine Jolle geschenkt bekommen und gründeten mit einem der Sozialpädagogen eine Segelgruppe und als wir das Segelboot frisch aufgearbeitet und lackiert haben, ging es auf die erste gemeinsame Fahrt 1986. Der Wind war so stark, daß wir versehendlich auf DDR-Gebiet landeten. Promt kamen die Patroillenboote der Volkspolizei auf uns zugerast. Doch es gab nicht den erwarteten Ârger, sondern die Volkspolizei war so hilfsbereit und zog uns wieder auf Westberliner Gebiet, wenn auch mit ner Verwarnung für unseren Sozialarbeiter, er solle künftig nen Motor am Boot haben, falls das Boot so nicht manövrierbar ist. Sobald wir wieder auf Westberliner Gebiet waren, rasten die Patroillenboote so schnell davon, wie sie gekommen sind.


    Irgendwann 2009 habe ich nochmal das Heim besucht, meinem Mann gezeigt, wo ich gelebt habe. Es war kaum wiederzuerkennen, doch die Nonnen sind längst alle weg...es wurden ja genug Klagen gegen sie eingereicht und das Heim stand deswegen auch schonmal in der Berliner Zeitung.
    Doch so gerne würde ich viele Mitbewohner(innen) von damals wiedersehen...

  • liebe angela, :)


    als erstes möchte ich dich hier ganz herzlich willkommen heissen. hab vielen dank für deine geschichten, die mich wahnsinnig aufrühren. es ist oft so, dass mir der atem stockt. was können menschen menschen antun? wie tief kann ein mensch sinken?


    was ich dir von ganzem herzen wünsche:


    - dass du noch gaaaanz viele jahre mit deinem lieben mann und all deinen lieben zusammen sein kannst


    - dass du ganz schnell wahnsinnig viele ehemalige findest


    - dass es in der medizin eine völlig neue entdeckung und möglichkeit gibt, dich aus dem rollstuhl zu holen.


    sei ganz lieb gegrüsst von der zicke :winki:

    :herz: "Einen Menschen lieben,heißt einzuwilligen,mit ihm alt zu werden." :herz:


    Albert Camus(1913-1960) frz.Erzähler und Dramatiker

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