Kinderarbeit in Heimen - ja/nein

  • Vor einiger Zeit war ich zu Gast in einem peruanischen Kinderheim und nahm an einer Diskussion mit Vertretern des peruanischen Erziehungsministeriums und ehemaligen Heimkindern zum Thema Kinderarbeit teil. Nun sind die Verhältnisse deutscher Kinderheime nicht mit denen in Peru vergleichbar, dennoch konnte auch ich einige Erfahrungen zu diesem Thema aus meiner Heimzeit in der ehemaligen DDR einbringen...
    ... so war es in den frühen 50-ger Jahren durchaus üblich, dass Heimkinder als Erntehelfer durch die Heimleitung an Bauern des Ortes ausgeliehen wurden. Zieht man in Betracht, dass die "Hilfe" beim Rübenverziehen, Garbenaufstellen, Kartoffellesen oder Rübensammeln gewöhnlich bis zu 10 Stunden täglich von 10 bis 14-jährigen Kindern erbracht wurde, kann man mit Fug und Recht von Kinderarbeit sprechen.
    Natürlich war es für die meisten dieser Kinder auf den ersten Blick durchaus freiwillig konnten sie doch für geraume Zeit dem Kinderheimalltag entfliehen und erhielten obendrein bäuerliche Kost, die den Ansprüchen des Heimessens überlegen war. Zumindest traf diese Feststellung auf die ersten Jahre nach Gründung des sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates zu, denn zu dieser Zeit war eine geregelte Grundversorgung der Bürger , aber besonders in den Heimen, nicht immer gewährleistet.

  • Hallo gerhardt,


    nicht nur in den frühen 50-ern wurde in deutschen Heimen Kinderarbeit praktiziert. Auch als ich 14 1/2 jährig im Kinderheim in Schluft (bei Gross Schönebeck) war(30.06.1971-Oktober 1972), mussten wir umsonst arbeiten. Das sogenannte Kartoffelstoppeln, in Biesenthal (bei Bernau) haben wir in der Baumschule Rosen veredelt und diverse andere Arbeiten verrichtet.


    Im D-Heim in Bad Freienwalde arbeiteten die Mädchen in einer Werkstatt imHof. Aus Peddigrohr mussten wir Blumenringe für Korbblumenständer herstellen, Blumenhalter für die Wand. Ich hab keinen Pfennig dafür bekommen und es gibt diesbezüglich auch keine Einträge im Sozialversicherungsausweis(Oktober 1972-Juni 1973).


    Im JWH Klaffenbach, Aussenstelle Brand-Erbisdorf, Krumbach, Biensdorf 1 (von Juni 1973-10.12.1974) arbeitete ich als Elektromontierer im Leuchtstoffröhrenwerk Brand-Erbisdorf für 80 Pfennig die Stunde, Früh- und Spätschicht, Fliessband, Akkord. Auch das ist Kinderarbeit gewesen!


    L G von zicke

    :herz: "Einen Menschen lieben,heißt einzuwilligen,mit ihm alt zu werden." :herz:


    Albert Camus(1913-1960) frz.Erzähler und Dramatiker

  • Hallo,


    zu meiner Heimzeit war es bei uns auch üblich das wir in der Erntezeit bei der LPG ausgeholfen haben als


    Erntehelfer oder beim Absacken und sortieren der Kartoffeln. Allerdings basierte das auf freiwilliger Basis


    es mußte keiner machen. Jedoch waren wir meist begeistert da wir aus dem Heim rauskamen und auch


    unser Taschengeld aufbessern konnten, es waren nun keine riesen Beträge aber für Zigaretten reichte es


    schon. Es waren glaube ich bei Erdbeeren pflücken pro Körbchen 20 Pfennige, beim Zuckerrüben nachlesen


    gab es pro Korb, der faste ca. 15 kg, 10 Pfennige. Beim Kartoffelsortieren gab es 3,25 Mark wodurch die


    Arbeit bei uns auch sehr gefragt war und wir froh waren das wir hin durften.


    LG Bodo

    Kein Mensch glaubt an Wunder,aber alle warten darauf !


    Emanuel Geibel

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