Gemeinsamkeiten von Internatsschülern und Heimkindern

  • Was unterschied jene, die einen Teil ihrer Kindheit/Jugend in Internaten freiwillig verbrachten oder -bringen von jenen, bei denen es nicht der Fall war, sie aus anderen Gründen in Heime, welcher Art auch immer, kamen oder noch kommen?


    Die Frage habe ich mir schon ewig gestellt und bin nie an den Kern gestoßen. Zwischen beiden gibt es Verbindungen. Nicht auf den ersten Blick, wobei, fast jedes Kind, ob privilegiertes Internatskind oder ganz "normales" Heimkind, es durchlief ähnliche Aufnahmeprozedere und sogar Initialisierungsrituale. Das weiß man aus eigenem Erleben, aus Romanen, Filmen. Es gibt nur eben nicht den ersten Blick, sondern viele Blicke, die erst in Rückblenden Verbindungen erkennen lassen.


    Manchmal stößt man auf Begriffe, die mir so auch noch nicht begegnet sind. Vielleicht kennt jemand das sogenannte boarding school syndrome, wie man es in UK kennt. Auf einer deutschsprachigen Seite fand ich den Begriff INTERNATS-SYNDROM/Joy Schaverian und war erstaunt, dass mehr oder weniger die meisten derer, die bspw. Elite-Internate durchliefen, nahezu identische Probleme mit ihrer Aufarbeitung bis weit ins Erwachsenenalter hatten oder haben, wie die meisten derer, die Heimkinder waren und sie noch haben.


    Worüber ist zusammenhänglich zu lesen - von wochen-/monatelanger Isolierung fern von zu Hause und denen sich daraus zwangsläufig ergebenden persönl. Konflikten im heranwachsendem Alter mit Gleichaltrigen unterschiedlichster sozialer Herkunft angefangen, von Anpassungsdruck, Mobbing untereinander, Traumata und in Folge PTBS, ja selbst bis hin zu sex. Mißbrauch ist die Rede.


    Wie erkennbar, liegen Gemeinsamkeiten flach wie ein Teller auf der Hand und was bringt es uns weiter? Vielleicht die winzige Erkenntnis, dass wir in jungen Jahren menschlich weniger weit voneinander entfernt waren als wir es heute sind? :/

    Es ist nicht das Ziel des Lebens, auf Seiten der Mehrheit zu stehen, sondern man muss versuchen, nicht im großen Heer der Verrückten zu landen. Mark Aurel


    Freiheit stirbt durch Selbstzensur. Sie führt in Unfreiheit und Selbstversklavung.

    5 Mal editiert, zuletzt von Axel Li ()

  • Axel Li

    Hat den Titel des Themas von „Unterschiede zwischen Internatsschülern und Heimkindern“ zu „Gemeinsamkeiten von Internatsschülern und Heimkindern“ geändert.
  • Interessanter Gedanke. Man hat denke ich mir, bestimmt gewisse Gemeinsamkeiten.


    Ersteinmal muss man aber sagen, es gab, welche sicherlich previligiert waren, aber dennoch nicht freiwillig dort waren. Dann gab es auch hier jene, welche von den Eltern dort hin geschickt wurden, weil er vor Ort abgedreht ist, um ihn so aus seiner gewohnten Umgebung zu entfernen, damit er Disziplin lernt, und dann richtig, gab es jene die wirklich freiwillig dort waren, und sich auch sehr wohl gefühlt haben mögen.


    Jene Ersten, teilen unsere Vergangenheit, denn auch dort herrscht Mobbing, Gewalt, Aufnahmerituale, Zwang, ich denke da nur an die Berichte von der Hiltontochter, der war ja nicht so berauschend, und seit dem setzt sie sich ja auch öffentlich dafür ein, dass solche Unterkünfte abgeschafft, bzw. besser kontrolliert werden. Sie war im Internat und in einer Anstalt für schwererziehbare Kinder. In Amiland sind die ja noch gravierender und straffer. Da kann man sich schon vorstellen, dass es noch viel mehr Kinder dort gab, denn auch da ist die Dunkelziffer sehr hoch, und viele kämpfen dort, um Entschädigung.


    Bei den Zweitgenannten, kann ich mir gut vorstellen, das sie eben diese waren, welche sich dort sehr gut zurechtfanden, und jene ersten drangsaliert haben, denn in der Regel ist es so, dass genauso der Verlauf ist.

  • So sieht es aus. Das boarding school System in UK ist Jahrhunderte alt und wurde in anderen Ländern bis weit nach Asien, eigentlich in allen ehem. brit. Kolonialländern übernommen. Es galten nahezu die gleichen Regeln und die waren für alle Schüler sehr streng. Ich denke, das ist nahezu vollkommen vergleichbar mit geschlossener Heimunterbringung vergangener Zeiten. Sowohl Internatsschüler als Heimkinder erlebten nahezu die gleichen Erziehungsmuster.


    Ein Aspekt, der beachtet werden sollte. Elite Internatskinder haben und hatten immer gut betuchte Eltern, die aus eigenem Antrieb großes Interesse daran hatten, dass ihre Sprösslinge die allerbeste Bildung bekommen, die man nur in Elite-Internaten bekäme. Sie zahlten viel Geld für die Unterbringungen. Auch heute ist das so, wenn man sich anschaut, welche Internate damit werben.


    In früheren Zeiten jedoch waren aufgrund altbekannter Erziehungsmuster alle Kinder Drill, Gewalt ausgesetzt, die sich später in vielerlei Formen von Störungen niederschlagen konnten als da wären Angststörungen, Hang zu übertriebenem Perfektionismus, Suchtabhängigkeit wie etwa Alkohol- und Substanzenmissbrauch, Selbstzweifel, Bindungs-Problemen, ja selbst Unsichheiten im Umgang mit der Erziehung eigener Kinder, wie ich letzte Nacht auf einer Schweizer Seite habe lesen müssen, die sich mit Therapieangeboten an ehem. Internatsschüler wendet, die ich natürlich nicht bewerbe.


    Wenn es also so ist, wundert einen nicht mehr viel, weswegen im Erwachsenenalter so viele Menschen mit div. Problemen herumlaufen, die nur nie behandelt wurden, die auch mit Geld nicht verschwinden. Das fand ich sehr sehr spannend, das herauszuarbeiten, wie sehr Menschen verbunden sein können, ohne dass sie es wissen, nehme ich an. :/

    Es ist nicht das Ziel des Lebens, auf Seiten der Mehrheit zu stehen, sondern man muss versuchen, nicht im großen Heer der Verrückten zu landen. Mark Aurel


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